Der Monster-Laufevent – Berlin Marathon

von 5. Oktober 2013Deutschland, Reiseberichte

Superlativen gibt es genug über diesen Event zu sagen. über 40.000 Starter, tonnenweise Verpflegung. kilometerweite Absperrungen, Millionen Fans an der Strecke und auch noch ein Weltrekord. Der Berlin Marathon übertrifft sich in jedem Jahr. Doch der Reihe nach.

Am Freitag ging’s per Flieger über Stuttgart in die Hauptstadt. Der TV Konstanz war mit knapp 30 Läufern unterwegs und so war die Stimmung bereits bei der Abfahrt super. In Berlin ging es dann direkt zur Startnummernausgabe in den ehemaligen Flughafen Tempelhof. Die Marathon-Messe glich eher einer Shopping Mall. Hunderte Stände aller namhaften Lauffirmen.Wer was vergessen hatte konnte hier nochmal seinen Laufschrank auffüllen. Gut für mich, denn ich hatte ja nichtmal Straßenlaufschuhe.

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Doch vor das Shoppen hat der Veranstalter den Anmeldemarathon gestellt. Unglaubliche 40 Counter bedienten die tausenden Starter. Aufgrund des Sicherheitskonzepts, jeder angemeldete Läufer erhielt nur auf Vorlage seines Ausweises die Startunterlagen und beim Verlassen des Anmeldebereichs ein Einlassbändchen, war es nicht möglich wie in den vergangenen Jahren seine Startnummer weiter zu geben. Absolut sinnfrei und eine Abzocke, gerade wenn ein Sportler kurz vor dem Lauf wegen Krankheit oder Verletzung absagen musste.

Nachdem ich meinen Startsack mit den Unterlagen erhalten und mein Bändchen um den Arm hatte, ging’s direkt weiter zu Dragan von Pearl Izumi um mir meine Laufschuhe für Sonntag abzuholen. Der Pearl Izumi N1 in gelb soll mich über die Berliner Straßen führen. Da soll nochmal einer sagen, Laufschuhe müssen eingelaufen werden. Direkt daneben ist der Stand von Sziols. Beate hat mir einen schicken roten Rahmen bereitgelegt, Damit ich auch modisch um die Augen in Berlin eine gute Figur mache. Danke Beate.

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Berlin ist ja nicht nur Marathon, sondern auch viel drum herum. Daher ging es abends noch lecker essen ins Mutzenbacher, ein traditionelles österreichisches Restaurant. Kurz vor dem Lauf nochmal so richtig sündigen. Der Samstag stand ganz im Zeichen der Entspannung. Mittags gings mit dem Schiff Richtung Müggelsee. Am besten ganz wenig bewegen war die Devise. Und am Abend gab es dann Pasta satt bei Roberto im I due Forni. es ist schön immer wieder nach Berlin zu kommen und die alten Freunde zu treffen. 22Uhr lag ich dann tatsächlich im Bett, dieKlamotten für den Lauf lagen auf dem Stuhl, die Startnummer war befestigt und der Kleidersack war gepackt.

Der Renntag begann mit einem ausgiebigen Frühstück, Kaffee, Marmelade, Honig,  Brötchen.Super, was Birgit und Robert mir gezaubert haben. Aufgrund des Marathons fahren jedoch um halb sieben die Öffentlichen im Ersatzverkehr und so muss ich eine andere Route nehmen. Egal, dadurch spare ich mir ein Umsteigen. Auf dem We zur Tram sammle ich noch ein paar umherirrende Franzosen auf, die auf der Suche nach einer passenden Verbindung sind.

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Ich komme am Reichstag an und ich habe noch zwei Minuten, bis wir uns alle Treffen. Ob das bei den Menschenmassen klappt. Ich stelle mich mitten auf die Wiese und schon laufen Normen und Bernd an mir vorbei. Kurze Zeit später kommen noch Achim und Heidi. Die Anderen sollen wir erst am Abend sehen. Kleidersack abgeben und schon müssen wir Richtung Startblock. Unglaubliche Strecken gibt es zurückzulegen. Auf dem Weg zum Block werden wir von einer Fotografin angesprochen,ob sie für Runners World unsere Füsse fotografieren dürfe. Klar, und schon stehe ich barfuß auf einer Matte und gebe bereitwillig Auskunft und der Fotograf nimmt sich meiner Füsse an.

Jetzt aber los. Wir stehen mitten im Tiergarten als der erste Startschuss erfolgt. Es geht nicht voran. Naja, egal, unsere Zeit wird erst genommen, wenn ich über die Linie laufe und das dauerte tatsächlich 18 Minuten. Menschenmassen pflügen sich über die Straße des 17. Juni. Vorbei an der Siegessäule. Zum Glück ist die Strecke am Anfang Achtspurig. Nach dem Ernst-Reuther-Platz wird es aber eng und es sind nur noch Köpfe vor mir. Überholen wird hier zur Standardbeschäftigung während der nächsten 42 Kilometer.

Die Straßen sind gesäumt von Zuschauern, die den Event für sich und die Läufer zu einem Mega-Event machen. Ständig abklatschen, mittanzen. irgendwie hat der Berlin Marathon was mit Karnevalsumzug zu tun, nur ohne Wagen dafür etwas schneller laufen. Wir jagen vorbei Richtung Hauptbahnhof. Es ist ein ständiges Gedränge und einige Läufer haben keine anstand und schubsen Mitläufer einfach um. Einige stürzen. Idioten!!!

Darum laufe ich nicht gerne auf Großevents. In den Bergen hat man weniger Gegner, denn Mitläufer. Das Sightseeing geht weiter und es gibt nahezu keinen Platz der nicht von Menschenmassen bevölkert ist. Alexanderplatz, Jannowitzbrücke, Kottbusser Tor, Hermannplatz. Bei Kilometer 17 haben sich einige Union Berlin Fans niedergelassen. Ich stoppe kurz, wir unterhalten uns und freuen uns tierisch über den 3. Platz in der Liga. Noch ein kurzer Schluck Wasser von Benartz und es geht weiter zur Halbmarathon Marke. Die neuen Pearl Izumi laufen gut und ich bin unter  zwei Stunden bei der Halbzeit. Wir kommen nach Schöneberg, Innsbrucker Platz hinein nach Steglitz. Nur noch ein drei Kilometer trennen uns vom Wilden Eber. Leider ist der Mythos dieses Platzes nicht mehr so spannend, seit man den Wilden Eber bereits bei Kilometer 29 als früher bei Kilometer 35 passiert.

Bei Kilometer 31 steht dann tatsächlich Patrick, der mit mir noch über Facebook vereinbart hatte mir ein Getränk zu reichen. Da steht er nun mit nem Erdinger in der Hand. Das lasse ich mir nicht entgehen – hoffentlich gibt es keine Dopingprobe! Immer weiter, über die Konstanzer Straße. Am Oliver Platz gönne ich mir ein Tänzchen mit drei Berlinerinnen. Die sind sichtlich begeistert, ich auch. Und wieter gehts über den Ku’damm Richtung Potsdamer Platz. Fünf Kilometer vor Schluss sehe ich dann Martin und Astrid. Pause muss sein, ist ja ein schöner Tag und Zeit sollte man sich nehmen. Die verbleibenden zwei Kilometer ab dem Gendarmenmarkt lege ich nochmal an Geschwindigkeit zu. Ein Schnitt unter 4 Minuten. Auf dem letzten Kilometer über hole ich Freddy, ich fordere ihn auf mit zu laufen. Ich bin mir gar nicht so bewusst, dass ich gerade so Gas gebe. Ich hab noch Luft und laufe mit 3:48:23 durchs Ziel. Kurz danach kommt auch Freddy. Bei der anschliessenden Medaillenübergabe gibt es sogar Küsschen – nett.

Ich muss, bevor ich meinen Klamotten wieder abhole noch kurz zu den Fotografen von der Runners World. Schuhe ausziehen, fotografieren lassen, erzählen wie der Lauf war. Meine Füße sehen sehr entspannt aus. Die Redakteurin ist begeistert und schaut mich ungläubig an, nachdem ich ihr erzähle, dass ich die Schuhe heute zum ersten mal trage. Noch ein Foto, dann die Tasche holen und schon treffe ich Normen, der seinen Lauf auch erfolgreich beendet hat auf der Wiese vor dem Reichstag. Wir geniessen noch ein paar Sonnenstrahlen und dann gehts ab nach Hause zu duschen.

Der Berlin Marathon ist zwar ganz hübsch, vor allen ein nette Sightseeing, aber Massenevents in dieser Größenordnung haben mit meinem Verständnis für Outdoorsport, und da zählt der Marathon auch dazu, nichts mehr zu tun. Straßenläufe sind irgendwie nichts für mich. Bräunlingen würde ich hier nicht dazu zählen, geht es ja mehr über Schotterwege.

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