GarganoRunningWeek – Laufen – Baden – Feiern

von 16. Dezember 2014Italien, Reiseberichte

Wenn es Mitte Oktober langsam ungemütlich wird in Deutschland lohnt der Blick gen Süden. Denn in Süditalien finden jetzt bei gemäßigten Temperaturen wunderbare Laufevents statt. Auf der Halbinsel Gargano, nördlich von Bari, gab es im Oktober einen ganz besonderen Event. Die Herausgeber des größten Trailmagazins Italiens, SoulRunning, und der Tourismusverband Gargano veranstalteten die Gargano Running Week. Eine ganze Woche Laufevents und am Wochenende das große Finale mit fünf Rennen und jeden Abend Party und kulinarische Highlights aus der Region.

Der Badeort wird zum Laufrevier

Ich fliege morgens von Zürich nach Bari und erlebe schon hier innerhalb weniger Stunden einen Temperaturunterschied von fast 20 Grad. Wer sagt denn, dass es Mitte Oktober gemäßigte Temperaturen in Italien hat. 28 Grad und meine warme Jacke kann ich mal gleich in der Tasche verstauen. Per Shuttle geht es nach Mattinata, ein im Winter etwas verschlafener Ort, perfekt gelegen zwischen Meer und dem Nationalpark Gargano mit seinen steilen Anstiegen bis auf knapp 1.000 Meter. Hotels und Campingplätze sind in dieser Jahreszeit schon auf Wintertourismus eingestellt, aber mit der Gargano Running Week erhalten sie noch einmal einen touristischen Schub. Hauptsächlich Italiener haben sich für die Läufe gemeldet, dazu kommen ein paar verrückte Trailrunner aus Irland, zwei Schweizer, ein Spanier und drei Deutsche. Ok, Quim, aus Spanien, läuft nicht, sondern ist als Fotograf von Revista Trail angereist.

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Die ganze Stadt ist im Lauffieber. Eine komplette Straße ist für den Event gesperrt. Hier ist neben Start und Ziel auch eine riesige Bühne, Messestände und eine komplette Budenstraße, wo abends Spezialitäten aus der Region angeboten werden. Selbst der Pfarrer freut sich auf den Event und segnet diesen vor Beginn des ersten Wettkampfs.

Quer durch die Olivenhaine

Gleich am Abend findet ein 10 Kilometer Straßenlauf, quer durch die Olivenhaine statt. Schnell, heiss und mit einigen knackigen Anstiegen. Genau das Richtige zur Einstimmung. Klar, das ich da mit dabei bin und spurte die 10 Kilometer mal gleich mit meinen Trailschuhen, da ich beim Packen gar nicht an Straße gedacht hatte. Am Ende lande ich unter den ersten 30 und werde in meiner Altersklasse sogar Zweiter. Perfekt, jetzt kann das weitere Programm starten. Anstatt mit dem Shuttle zum Hotel zu fahren laufen wir die zwei Kilometer. Als uns dann noch ein einsamer Strand mit geöffneter Strandbar anlächelt, gibt es nur eine Entscheidung. Laufklamotten runter und ab ins Wasser. Bei 26 Grad Wassertemperatur ist es zwar keine Abkühlung, aber zur Entspannung absolut perfekt. Besser kann man eine Lauf nicht beenden.

Als es dunkel wird, findet direkt an Start und Ziel ein Konzert statt, sowie zig Buden mit allerlei lokalen Leckereien sind aufgebaut. Klar, dass man hier seine verbrauchten Kalorien wieder auffüllen muss. Käse, Pasta, Eintopf, Gegrilltes und Wein – Köstlichkeiten aus der Region, man weiss gar nicht, wo man anfangen soll. Die ganze Stadt hat sich rausgeputzt und feiert die Gargano Running Week. Einheimische mischen sich unter die Sportler und so kommt man auch ganz einfach ins Gespräch.

Trailsamstag

Der Samstag steht dann ganz im Zeichen des Trailrunnings. Zwei Distanzen, 78 Kilometer und 34 Kilometer stehen zu Auswahl. Immer wieder verlaufen die Strecken direkt am Meer entlang um dann wieder hoch in die Berge zu gehen. Ganz bestimmt kein leichter Lauf.

Um 9 Uhr machen sich dann die ersten 150 Starter auf die lange Distanz. Einige haben gestern schon beim 10 Kilometer Lauf teilgenommen und wollen die komplette Challenge absolvieren. Die Strecke geht aus Mattinata hinaus, um nach 3 Kilometern den ersten Hügel zu erklimmen. Steil geht es auf den Trails durch Olivenbäume nach oben auf den Grad, der dann direkt auf der Seeseite wieder hinunter zum Meer führt. Die Trails sind steil, abschüssig und ein unglaubliches Panorama. Man muss sich echt beherrschen beim Lauf um nicht von der Landschaft abgelenkt zu werden. Am Meer geht es direkt am Strand weiter. Der Kies macht das Laufen nicht gerade leichter und auch die Sonne brennt schon auf die Läufer herunter.

Die folgenden Kilometer sind nahezu ohne Schatten und es geht direkt vom Strand hoch auf knapp 1.000 Meter. Lediglich ein Kilometer führt über Asphalt ansonsten geht es über Singletrails und enge Waldwege. Ein Traum für jeden Trailrunner. Am liebsten würde man stehen bleiben und die ganze Landschaft in sich aufsaugen, doch es liegen noch viele Kilometer vor den Läufern. Die Strecke ist abwechslungsreich und atemberaubend. Immer wieder geht es über Höhenwege hinauf und dann direkt wieder runter zum Meer. Die letzten 20 Kilometer haben dann auch noch einmal mehr als 1.000 Höhenmeter im Aufstieg, doch die Downhills sind auch hochtechnisch und anstrengend.

Leckereien an den Stationen

Damit die Läufer gut verpflegt sind gibt es alle sieben bis zehn Kilometer eine Verpflegungsstelle. Käse, Salami, Obst, und Getränke werden von freundlichen Helfern gereicht, die oft ungläubig den Kopf schütteln, wenn die Läufer bei ihnen stoppen. Nach acht Stunden erreicht Filippo Canetta als erster das Ziel. Er hat 20 Minuten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten. Eine weitere Stunde später dann erreicht pünktlich zum Sonnenuntergang Simona Morbelli das Ziel in Mattinata. Obwohl sie sich ein paar Mal unterwegs verlaufen hatte, beendete Sie die Strecke in einer unglaublichen Zeit und als Gesamtfünfte.

Der Abend steht dann wieder im Zeichen des Feierns und nach und nach kommen weitere Läufer die ganze Nacht hindurch ins Ziel.

Double Feature am Sonntag

Am letzten Tag stehen dann noch einmal zwei Laufevents auf dem Plan. Ein Halbmarathon auf der Straße und ein Trail über knapp 14 Kilometer. Wer sich für die Challenge gemeldet hat, muss heute noch an beiden Wettkämpfen teilnehmen. Wenn man bedenkt, dass gestern erst der lange Trail über 77 Kilometer stattfand eine echte Leistung.

Der Halbmarathon ist morgens, doch die Sonne brennt schon wieder und so wird dieser Lauf auch wieder anstrengend. Mehr als 200 Starter sind auch hier gemeldet. Es ist eine fantastische Veranstaltung.

Ich genieße noch etwas die Atmosphäre und gönne mir im Hotel noch eine Pasta Frutti di Mare, ehe auch ich mich um 15Uhr für den finalen Trail bereit mache.

Noach einmal geht es über den ersten Abschnitt der gestrigen Strecke. Kurz durch Mattinata hinunter zum Meer um dann direkt über den Kamm sich wieder ins Tal zu stürzen. Noch einmal sind über 200 Starter unterwegs. Noch einmal zwei Berge, noch einmal über den Kiesstrand. Als wir vom ersten Berg wieder nach Mattinata kommen stehen die Zuschauer dicht an dicht und leiten uns hinunter zum Meer. Auch hier ist heute viel los. Es ist Sonntag und die Italiener nutzen die Sonne und ihren freien Tag um am Meer zu entspannen. Am liebsten würde ich mich mit auf ein Handtuch gesellen und den Läufern zujubeln, doch mein Weg führt weiter am Strand entlang und dann direkt nach oben zum höchsten Punkt auf 450 Meter.

Am Hotel hat man noch einmal Getränke für die Läufer aufgebaut. Ich muss mich erst einmal von den Steinen im Schuh befreien. Dadurch verliere ich zwar Positionen, dafür hab ich abends keine Blasen. Auf dem Downhill geniesse ich noch einmal die tolle Aussicht und schon bin ich wieder in Mattinata und lande auf einen genialen 30. Platz. Wenn ich vorher nicht schon eine Grund zum feiern gehabt hätte, jetzt hab ich bestimmt einen.

Ich laufe entspannt zurück zum Hotel, damit ich mich für den Abend noch einmal frisch machen kann. Heute wird die Party in vollen Zügen genossen. Essen und noch mehr trinken. Neue Freundschaften pflegen und Kontakte knüpfen. Ein wunderbares Event geht zu Ende.

Die Jungs von SoulRunning haben einen Event geschaffen, der der den idealen Abschluss eines Laufjahres bildet, das von Höhepunkten nur so gespickt war.

Auch im kommenden Jahr findet die Gargano Running Week wieder statt, selbstredend, dass wir wieder dabei sind.

Gargano Running Week

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