8 Tage – 4 Länder – 2 Läufer – 1 Traum
Ende August fand der mittlerweile legendäre 11. Gore-Tex Transalpine Run statt und Kathi Schichtl, die drittplatzierte der Damenwertung im vergangenen Jahr und der Zugspitz Ultra-Trail Sieger Michael Arend gingen gemeinsam für das Team Rock’n Trail in der Mixed-Wertung an den Start. Die beiden beendeten den Lauf auf einem hervorragenden vierten Platz
Kathi lässt uns an ihren Erinnerungen teilhaben:
Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, einen Partner zu finden. Iwi (mit der ich letztes Jahr das Podium gerockt habe) stand mit einer anderen Freundin am Start, da sie es ruhiger angehen wollte. Durch Zufall habe ich erfahren, dass bei Carsten Reichel´s Team „Rock´n´Trail II“ beide Läufer ausgefallen sind und irgendwie kam dann eins zum anderen und auf einmal standen eine Woche vor Startschuss Michael Arend (Gewinner des Zugspitz Ultra) und ich auf der Startliste. Gekannt haben wir uns nicht. Ein flüchtiges Eis-Date sechs Tage vor Start musste reichen. Aber die Chemie passt und somit waren wir zuversichtlich. Das Ziel: Top 5 in der Mixed Kategorie und einmal aufs Podium. „Kampfansage!“
Es sollten die härtesten acht Tage in meiner Läuferkarriere werden.
Tag eins – wir fliegen und bezahlen auch gleich dafür
Am ersten Tag haben wir gleich richtig Vollgas gegeben und sind bei 35 Grad Celsius die 35 km mit 2.000 HM quasi ins Ziel geflogen. Top 3 und insgesamt 17. Team von ursprünglich ca. 340 Teams. Das war nicht schlecht für den Anfang und wir haben uns großartig gefühlt! Leider hat sich das am nächsten Tag gleich gerächt und ich hatte das Gefühl, ich komme nicht ins Ziel. Totalzusammenbruch und lediglich 7. Mixed Team. Dennoch konnten wir unseren Vorsprung behalten und lagen nach wie vor auf dem 3. Rang.
Tag drei – nochmal aufs Podium
An Tag drei galt es eine Strecke von ca. 40 km mit 2.000 HM zu bewältigen. Es ging mir wieder besser und wir konnten zügig über die Berge ins Ziel rennen. Michi „mein Sklaventreiber“ hat mich die Uphills hochgeschoben und gezogen. Das war eine erhebliche Erleichterung für mich und wir sind wieder als drittes Team eingelaufen. Er ist so wahnsinnig stark. Das hat mich sehr beeindruckt.
Tag vier – die Königsetappe
Am vierten Tag kam die Königsetappe mit 46 km und fast 3.000 HM. Der längste Anstieg am Stück mit 1.600 HM stand uns bevor. Von den 4-Trails kannte ich die Strecke und hatte riesen Respekt. Landschaftlich ein Traum am Hexensee entlang über die Ochsenscharte. Leider hab ich mich wieder überschätzt und bin den harten Anstieg kaum hoch gekommen. MEINE Disziplin! Keine Chance. Beim ersten Abstieg hatte ich ebenfalls sehr zu kämpfen. Extreme Magenprobleme, bei jedem Schritt Schmerzen. Ich hab innerlich geflucht und geweint. Beim nächsten Anstieg hab ich vor Wut meine Stöcke weggeschmissen, weil ich so sauer auf mich selber war. Mein Körper wollte einfach nicht so, wie ich wollte. Die Ochsenscharte habe ich mich hochgequält und bin auf der Scharte erstmal innerlich zusammengebrochen. Eine Minute Pause. Luft holen, Kräfte mobilisieren. Michi trieb mich an. Ich schäme mich, weil er so stark ist und ich mir so klein und schwach vorkomme. Aber beim Downhill komme ich wieder zu mir. Wir überholen sogar einige Teams und kommen völlig außer Atem in Samnaun an und legen uns erstmal auf den Boden…Ein Ultra mit Laktathusten-Gerenne….passt irgendwie nicht zusammen. Dafür, dass es mir so schlecht ging immerhin noch auf Platz vier. (diesen haben wir dann die restlichen Tage tapfer verteidigt).
Tag fünf – Bergsprint
Darüber will ich nicht schreiben. Nur so viel: Zu schnell angegangen, im Matsch nur weggerutscht, hyperventiliert, Magenprobleme, Zielzusammenbruch, Heulausbruch! Lief nicht so toll… Gottseidank konnten wir den restlichen Tag entspannen…
Tag sechs – Magenprobleme
Am sechsten Tag nach Scoul bin ich wieder fast gestorben (gottseidank hat eine Katze wie ich 9 Leben). Der Magen hat mir einen erheblichen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber ich war nicht die Einzige der es so ging. Anscheinend komplett übersäuert und gestresst. Der Magen und Zwerchfell haben gekrampft; jeder Schritt tat weh. Ich konnte kaum Essen oder trinken. Horror. Von der Medical Crew hab ich ein Magen-Gel bekommen. Aber die Wirkung lies leider auf sich warten.
Die ersten Tage wurden einige Läufer von der Hitze gekillt und auf der zweiten Hälfte durch den Magen….
Insgesamt waren 1/3 Teilnehmerschwund zu verzeichnen.
Tag sieben – es läuft wieder
Am siebten Tag nach St. Valentin ging es durch die traumhafte Uina Schlucht. Das Highlight schlechthin. Ich habe alles gegeben. Michi hat mich richtig gepusht. Ich habe weder gejammert, noch gemeckert, sondern den Schmerz einfach ertragen und das Ziel herbei gesehnt. Das kam dann auch schneller als gedacht und dort konnte ich dann endlich wieder was Essen und ein bisschen Trinken, ohne dass ich mit Krämpfen zu kämpfen hatte.
Tag acht – verkürzt ins Ziel
Der letzte Tag auf verkürzter Strecke mit 40 km und 1500 HM stand bevor. Es hatte erheblich abgekühlt und regnete; Neuschnee auf den Bergen und in den Hochtälern. Bisher hatte es der Wettergott sehr gut mit uns gemeint. Auch wenn wir einige Ausfälle durch die Hitze hatten. Aber lieber Hitze als Regen, Wind und Schnee (meine Devise). Die ersten 17 km gingen überwiegend bergab auf Asphalt. Dann folgten fluffige Trails, auf denen man es laufen lassen konnte.
Heute ging es mir erstaunlich gut. Die ganzen Anti-Säure-Magenblocker und das Minimalfrühstück, sowie Isoverzicht haben endlich ihre Wirkung gezeigt. Über den letzten Anstieg mit 1.300 HM habe ich mich geprügelt. Die führenden Teams waren zum Greifen nah. Wir wollten unbedingt nochmal aufs Podium laufen. Aber keine Chance. Die anderen waren einfach stärker und haben uns im Downhill stehen gelassen. Dennoch liefen wir überglücklich im Ziel ein und Michi hat mich Huckepack durch den Zielbogen getragen. Den Rest kann man nicht in Worte fassen… Emotionen, Tränen, Freude,….
Grenzerfahrung und Freude
Die Woche war sehr hart für mich und ich bin an meine Grenzen gekommen. Das war wohl die Retourkutsche zum letzten Jahr. Da habe ich Iwi über die Berge gehetzt, dieses Mal wurde ich über die Berge getrieben. Ich finde es schade, dass viel vom Transalpine-Run-Flair an mir vorbei gegangen ist. Die Foto-Abende, das Zusammensitzen mit Freunden und Bekannten, das tägliche Feiern…… Ich war jeden Abend so kaputt, dass ich teilweise gegen 20 Uhr im Bett lag. Neue Erfahrungen über mich und meinen Körper konnte ich sammeln. Nächstes Jahr will ich mich gezielter darauf vorbereiten (nicht erst eine Woche vorher) und nochmal an den Start gehen. Das wäre dann meine 7. Teilnahme. TAR macht einfach süchtig. Ich danke meinem Laufpartner Michi, dass er mich an meine Grenzen gebracht hat und mir gute Tipps geben konnte. Auch mit seiner Geduld, weil ich einfach nicht so stark war. Wir waren ein tolles Team und ich muss sagen, dass ich meine Drill-Instruktor sogar vermisse.
Das Team Rock’n Trail 3 finishte auch ihren ersten Transalpine Run. Beim Team Rock’n Trail 1 lief es dagegen nicht ganz so gut. Carsten hatte bereits am ersten Tag mit der Hitze zu kämpfen und musste daher am zweiten Tag aus dem Rennen aussteigen. Benny finishte den Lauf zum bereits dritten Mal. Carsten konzentrierte sich von da an auf die Betreuung der Teams vor während und nach dem Rennen. Eine oft nicht ganz einfache Aufgabe.
Nun gilt es zu regenerieren und sich auf die Herbstion vorzubereiten. Denn im Winter geht es schon wieder los mit der Vorbereitung für das neue Trailjahr und da steht Großes an.
Bilder: (c) Holger Eisele