Badia Prataglia – Trailrunning WM 2017
Wettkampf im Herzen der Toskana
Wir waren bereits im Mai diesen Jahres in der Region. Damals machten wir nur einen kurzen Abstechern in die Toskana, denn die Strecken verliefen meist durch die Emilia Romana. Doch dieses Mal wollen wir die toskanische Seite vorstellen. Nach Portugal findet die Trailrunning WM 2017 in Italien statt.
Als Ausgangspunkt gilt Poppi. Die Industriestadt südlich von Florenz ist vom Apennin eingerahmt und beefindet sich direkt an der Grenze zur Emilia Romana. In diesem Teil der Toskana wird weniger Wein angebaut, dafür gibt es hier Trüffel und fantastische Wildprodukte. Etwa 20 Minuten mit dem Auto entfernt liegt das Bergdorf Badia Prataglia. Seit zwei Jahren wird hier ein Trailwettkampf ausgetragen – der Sacred Forrests Trail. Und der Lauf macht seinem Namen alle Ehre. Denn es geht nicht nur durch mystische Wälder und atemberaubende Höhen, sondern auch direkt an La Verna vorbei, wo einst der heilige Franziskus mit dem Wolf sprach. Rund um die Wälder des Eremitenklosters erlaufen die Sportler nahezu unberührte Natur. Hier zeigt sich, dass Trailrunning nicht nur in den Alpen stattfinden muss, sondern die Natur einen entscheidenden Aspekt bei dem Sport darstellt.
Probelauf mit 20 Läufern
Die Journalisten für diesen Lauf kamen aus Italien, Spanien, Portugal, Österreich und Deutschland. Das hat sich in der kleinen Szene wohl rumgesprochen, denn als wir am Startpunkt für unseren ersten Lauf mitten im Wald ankamen, standen da 20 weitere Läufer, die uns ihr „Revier“ zeigen wollten. Dimitri Bonucci, der Organisator des Laufes, führte dann die Gruppe durch die Laubwälder an. Ein ständiges Auf und Ab auf den ersten Kilometern, ganz so, wie man es vom Mittelgebirge gewohnt ist. Gut laufbar und breite Trails – genau das richtige zum aufwärmen. Doch schnell zeigt sich, dass der Apennin auch eine ganz andere Seite hat. Fast endlose Downhills auf denen sich Waldtrails und Schiefertrails munter abwechseln. Eine echte Herausforderung. Der Schiefer hier ist sehr brüchig und so glaubt man ständig nur auf dem Untergrund zu rutschen denn zu laufen.
Immer wieder tauchen kleine Ansammlungen an Häusern auf. Meist sind sie verlassen und eingefallen, aber einige sind inzwischen auch wieder renoviert und ein kleiner abenteurlicher Feldweg führt zu ihnen. Wir sind inzwischen am tiefsten Punkt angekommen. Ab jetzt geht es wieder bergauf zu unseren geparkten Autos.
Das erste Stück geht wieder durch den Wald, ehe wir zwischen den Bäumen hindurch ein unglaubliches Panorama entdecken. Es geht hinaus aus dem Wald und direkt am Kamm entlang. Auf der Hälfte machen wir eine kurze Pause. Einer der Läufer öffnet seine Rucksack und verteilt frisches Weißbrot unter den Mitläufern. Ein weitere garniert es dann mit frischem Olivenöl. Ich behaupte mal, das ist ist die beste Verpflegungsstation, die ich je gesehen habe.
Inzwischen haben die Temperaturen T-Shirt-Niveau. Die Strecke verläuft in der Sonne direkt am Kamm entlang. Dass der Weg nicht so breit ist und es links und rechts recht steil runter geht fällt erst auf, als ein Seil an einer Stelle gespannt ist. Doch auch hier kann man gut laufen. Direkt danach geht es noch einmal knapp 600 Höhenmeter am Stück nach oben. Der Weg durch den Wald ist tief und so kommt noch einmal eine ganz schöne Anstrengung auf uns zu. Wer behauptet, nur in den Alpen gibt es anspruchsvolle Trails ist gerne in die Toskana eingeladen.
Kultur und Trails
Am Nachmittag geht es dann nach La Verna. Die Klosteranlage, die heute noch in Betrieb ist, ist an dem Ort, wo im 12 Jahrhundert Franziskus mit dem Wolf sprach. Auch für weniger kirchenfeste Sportler ist der Besuch eine absolute Empfehlung, denn die Gegend hier ist paradiesisch. Man kann die Blicke über den Apennin-Kamm schweifen lassen. Wenn im Juni die WM stattfindet, so verläuft die Strecke direkt unterhalb der Klosteranlage.
Der Abend klingt entspannt im Restaurant aus. Leckere Antipasti und Pizza füllen die leeren Energiespeicher für den kommenden Tag wieder auf.
Sacred Forests – Mystische Trails
Das schöne Wetter vom Vortag hat sich verabschiedet, oder liegt es vielleicht auch an der Strecke, die wir heute laufen. Denn es geht durch die Sacred Forests und durch den Neben ist die Strecke noch um einiges mystischer als normal.
Seltsam, im Sommer, als wir das erste Mal hier waren, war hier auch Nebel, aber durch die hohen Bäume ist die Sicht gut. Die Trails sind fantastisch und für die Jahreszeit in hervorragender Verfassung. Wir fliegen über de Trails, die stellenweise gerade einmal schrittbreit sind. Im Gegensatz zum vorangegangenen Tag geht es heute eher bergab.
Die Läufer erwartet hier eine unglaubliche Landschaft. Die 50 Kilometer lange Strecke ist gespickt mit Highlights. Aufstiege, wie man sie eher von den Alpen gewohnt ist und mörderische Downhills verlangen von den Athleten alles ab.
Ein Abschnitt verläuft direkt durch den Nationalpark und eines der Highlights ist der Trails direkt am Stausee entlang mit dem Abstieg zum Fuss der Staumauer. Man wirkt richtig klein, wenn man nach oben zum Weg über die Staumauer blickt.
50 Kilometer um den Titel
Wenn am 10. Juni die Topathleten auf die Strecke gehen können auch alle anderen Trailrunner an der WM teilnehmen. Denn neben dem WM-Lauf dürfen alle an den 4 zur verfügung stehenden Distanzen teilnehmen. 14 Kilometer, 26 Kilometer, 50 Kilometer (auf der WM-Strecke) und die Königsdistanz mit 86 Kilometern. Die Anmeldung ist bereits geöffnet, und da sich der Event inmitten der Pfingstferien befindet lohnt es sich hier ein paar Tage zu verbringen. Mit der Entscheidung die WM in die Toskana zu verlegen, begibt man sich wieder zurück an die Wurzeln des Trailrunnings. Wunderschöne Trails und alles in familiärer Atmosphäre. Wir freuen uns auf das Event. – Aber so ganz nebenbei – Es lohnt sich fast das ganze Jahr in der Region einmal vorbei zu schauen, die vor allen auch für ihr Essen berühmt ist.
Da Badia Parataglia nicht so groß ist lohnt es sich früh umzusehen, um Hotelzimmer zu bekommen. Ansonsten ist Poppi lediglich 20 Minuten mit dem Auto entfernt und bietet auch eine gute Infrastruktur.
Bilder: © Rockntrail, Soulrunning