Das Wettkampf freie Jahr
Eines muss ich vorneweg sagen – bis zu den Corona-Verboten hatte ich tatsächlich schon drei Wettkämpfe 2020 in den Beinen. Aber als die Saison so langsam beginnen sollte, war sie auch schon wieder beendet. Eine Absage reiht sich an die nächste und es sieht aktuell so aus, als ob es in diesem Jahr keinen einzigen Laufevent geben wird.
Laufen, insbesondere Trailrunning ist eine Leidenschaft, die wir seit Jahren lieben. Egal ob es über schmale Pfade im Wald oder über steile Berge geht. Das Laufen in der Natur ist Erholung und Verausgabung zugleich. Natürlich geht es auch ab und an auf Straßen entlang, das ist jedoch nur eine kurze Abwechslung. Die Laufevents standen schon fest in diesem Jahr. Schottland, Frankenwald, Schweiz, Österreich, Italien. Auf abgefahrenen Strecken unterwegs zu sein, neue Länder und Leute kennenlernen und dazu noch tolle Trails rocken. Doch Mitte März kam alles anders. Weltweite Reisebschränkungen, Ausgangsbeschränkungen, Sport nur noch alleine. Die Eventplanung zerplatze wie eine Seifenblase. Die Trainingsvorbereitung sollte ins Leere laufen.
Inzwischen sind einige Wochen seit dem Beginn der Beschränkungen vergangen. Bis Ende September gibt es definitiv keine Wettkämpfe. Selbst der Herbst kann die Stornierungen nicht kompensieren. Aber da gibt es ja noch diese virtuellen Laufevents. Jeder Veranstalter kommt derzeit mit einem virtuellen Lauf um die Ecke. Oft kostenfrei, manchmal mit Spenden für einen guten Zweck und auch Veranstalter die den schnellen Euro machen wollen. Es gibt tatsächlich Läufe, die obwohl ohne jeglichen Aufwand durchgeführt, sage und schreibe 49 Euro und mehr kosten. Klar, es gibt eine Urkunde und Startnummer zum Selbstausdrucken und ab und an bekommt der „Finisher“ auch eine Medaille. Aber ist es das wert? Ist es überhaupt sinnvoll einen Wettkampf zu bestreiten in der jetzigen Zeit?
Wer braucht schon Wettkämpfe
Auch wir laufen diese virtuellen Wettkämpfe und haben auch schon einen selbst veranstaltet. Es ist aber etwas ganz anderes als direkt an der Startlinie zu stehen und mit vielen Mitstreitern auf der gleichen Strecke unterwegs zu sein. Bei Trailläufen ist es häufig so, dass man alleine unterwegs ist, da sich das Feld weit auseinander zieht. Mit einem virtuellen Lauf jedoch nicht zu vergleichen. Einen fand ich besonders schön. Wir liefen die gesamte Strecke mit WhatsApp verbunden. Exakt die gleiche Pace, nur 500 Kilometer getrennt.
Die größere Frage, die mich umtreibt, brauchen wir dieses ständige Messen? – Nein!
Die Trails sind immer schön. Laufen ohne Wettkämpfe machen den Kopf freier als im Event. Man konzentriert sich wieder mehr auf das Laufen selbst, hört auf seinen Körper. Das macht Spaß und die heimischen Wege werden ganz neu gesehen.
Was jedoch fehlt, ist das kennenlernen neuer Strecken, die man gerade bei Wettkämpfen entdeckt. Der Fitnesslevel ist in dieser etwas zurückgedrehten Zeit um einiges besser, da man den Stress von der Arbeit nicht mit ins Training und in den Wettkampf nimmt und so viel befreiter unterwegs ist. Behalten wir uns etwas von dieser Entspanntheit, wenn wir wieder in den Alltag zurückkehren.