Ein kontrolliertes „vernünftiges“ DNF…

von 20. Juni 2016Italien, Reiseberichte, Top Thema

… warum der Dolomiti Extreme Trail seinen Namen verdient

Ja – in den traumhafen Dolomiten rund um das Val di Zorno ist es schon schwer, nicht jeden möglichen Trail-Kilometer mitzunehmen. Aber mein (einkalkuliertes) DNF beim Dolomiti Extreme Trail (nach der Hälfte bei 52km – bzw. 58km auf der Uhr – am Checkpoint Passo Staulanza) war zwar eine harte, aber sehr vernünftige Entscheidung.
Die letzten Wochen bin ich sehr viel gelaufen – nach dem Transylvania100 direkt mittelschnell den Duisburg-Marathon, Donnerstag noch (auch relativ zügig) den AOK-Firmenlauf in Dortmund – und so zwickten Achillessehne und Schienbein doch ganz schön die letzten Tage.
Andererseits den gebuchten Startplatz einfach verfallen zu lassen konnte/wollte ich auch nicht. Außerdem wollte ich einmal probieren wie es ist, abends um 22:30 Uhr zu starten und dann die Nacht (und ggf. den Tag) durchzulaufen. Nach einem Tag mit 4:00 Uhr aufstehen und über 11 Stunden Anreise mit Zug, Flieger, Zug und Bulli (über die Pässe der Dolomiten), direkt Race-Checkin/Sachen vorbereiten und kaum Zeit zum Ankommen und Relaxen war das allerdings keine so gute Idee.

Wenn die Vernunft siegt

Vielleicht war es die Müdigkeit, die Schon-/Angsthaltung wegen des Fußes oder auch einfach der sehr hohe technische Anspruch der Strecke: Ich bin mehrere Male gestürzt. Meist nur ausgerutscht und recht weich gefallen, aber beim letzten Sturz bin ich direkt seitlich mit dem Oberschenkel auf einer Wurzel gelandet, was unglaublich weh tat (wohl eine heftige Prellung des Oberschenkels). Von da an schmerzte jeder Schritt.
Und es war für mich noch klarer, dass ich bei der Hälfte dann den Lauf beenden werde. Zudem war ich vor allem nach dem Sturz schon recht langsam unterwegs und wäre wohl 22-24 Stunden auf dem Trail gewesen, was ich mir nicht direkt nochmal beweisen musste (zudem als Schönwetter-Läufer bei schlechter Wettervorhersage). Und meine größte Angst war, mir im Fuß etwas Größeres einzufangen, das einmal am Montag/Dienstag das Trailscouting im Pitztal mit SOMMERKIND bzw. vor allem auch die geplante Wander-Hütten-Tour mit Rabea im Juli gefährdet hätte.

oder doch weiter laufen…

Von da an war alle Anspannung weg: Die Alternativroute wegen zuviel Schnee oben auf dem Gipfel führte 500m entfernt vom Hotel durchs Tal und da es 9 Uhr war, habe ich einen Abstecher zu meiner „eigenen“ Toilette – und einem schönen Frühstück – gemacht. 😉
Danach bin ich entspannt, mit voller Energie und ganz viel Spaß in den letzten Berg (nochmal 700Hm). Da habe ich Annemarie Flammersfeld und Carsten Schneehage getroffen (beim 53k-Trail teilweise auf der gleichen Strecke). Wir haben gequatscht und uns gegenseitig zum stetigen Anstieg-Lauf motiviert. Die beiden sind dann sehr gut ins Ziel und Annemarie hat die Frauenwertung gewonnen.
Im Downhill hatten sie mich dann stehenlassen und ich habe noch viel mit anderen gequatscht – und gesungen. Aber wie kommt ein Niederländer in den Dolomiten auf „Santa Maria“?!?!
Nach viel Nebel (und der Dunkelheit in der Nacht…) kam dann auch noch ein wenig die Sonne heraus und ich konnte die traumhaften Trails und tollen Ausblicke genießen. Der Dolomiti Extreme Trail ist wirklich „extreme“: Extrem viele Singletrails, extrem anspruchsvoll (einige Passagen mit Seilsicherung), extrem schöne Ausblicke und vor allem eine extrem unglaublich-nette Organisation! Das ganze Dorf/Tal weiß Bescheid, hilft mit bei der Organisation, ist begeistert dabei, nimmt Dich als Anhalter sofort mit. Und spricht kurioserweise extrem gut deutsch: Das Eis wurde hier im Tal „erfunden“ und ein Großteil der Bevölkerung von hier ist im Sommer in Deutschland und betreibt dort Eisdielen. Extrem sympathisch alles! 😉

Aber zurück zum Trail: Am Checkpoint dann der Ausstieg und der Widerspruch gegen die nette Motivation: „Hey, Du hast noch soviel Zeit, probier es doch!“ Das Abschneiden des Zeitnahme-Chips war schon recht schmerzhaft. Die 7km zurück zum Hotel bin ich dann gewandert, leider zum Schluss im strömenden Regen.
Mit 65 Kilometern in der Natur und ca. 4500Hm war es schlussendlich „trotzdem“ dann auch noch ganz schön viel…

Und ganz schön „extrem“ viel Spaß hatten wir insgesamt diese Tage zusammen mit „Rock’nTrail and friends“ in bella Italia mit dem unglaublichen dolce vita! 🙂

Und dann ging es noch weiter!

Nach dem Abschied vom schönen Hotel Valgranda mit einem total freundlichen Service haben wir auf der Rückfahrt nahe Cortina noch einen kurzen Zwischenstopp eingelegt. Stopp mit dem Bulli, Trailschuhe raus aus dem Kofferraum – und den Hexenstein hoch. Direkt vor der grauen Wetterfront im strahlenden Sonnenschein. Aller Schmerz vergessen, Tränen in den Augen, einfach nicht in Worte oder Fotos zu fassen, so extrem schön… Tausend Dank, Kerstin und 2* Carsten!
Und jetzt frage ich mich, warum es in der Überschrift um ein „DNF“ geht – und nicht heißt: „Extrem schöne und erlebnisreiche Tage…“

Bilder: (c) Jens Meyer, Rockntrail

Dolomiti Extreme Trail

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