Livigno – ein Traum auf zwei Rädern
Es muss nicht immer Strand und Meer sein
Mit den E-Mountainbike lassen sich die Berge um Livigno perfekt erkunden. Wir haben die schönsten Strecken für Euch abgefahren und auch eine ganz besondere Unterkunft gefunden – mit unglaublicher Aussicht.
Livigno hat im Winter mehr als 160 Pistenkilometer, die von Ende November bis Anfang Mai gut befahren werden können, denn der italienische Skiort liegt auf 1.816 Meter. Doch im Sommer ist es nicht minder interessant dem Bergdorf einen Besuch abzustatten, das erst seit den 1950ern auch vom Norden her gut erreichbar ist.
Bewegte Vergangenheit
Das Bergdorf Livigno hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Über Jahrhunderte wagten sich nur wenige in die abgelegene Hochebene umrahmt von Dreitausendern. Das Leben war beschwerlich und karg und wer im Winter hier bliebt hatte noch mehr Verzicht zu üben als eh schon im Sommer. Unter Napoleon wurde den Einwohnern Zollfreiheit gewährt, um das Gebiet auch über das gesamte Jahr zu bevölkern. Das hat sich bis heute gehalten und so genießt das Bergdorf einige Vorzüge, was Touristen anlockt, die fernab des Sports sich in der Einkaufsstraße tummeln, wo in den alten Bauernhäusern heute bekannte Markengeschäfte beheimatet sind.
Aber wir sind nicht zum Shoppen hier. Gleich am ersten Tag steht ein Highlight an. Mit dem E-Mountainbike geht es durch das Federiatal hinauf zum Monte delle Rezze auf knapp 3.000 Meter. Wir haben alles dabei, Essen, Getränke, Schlafsäcke, denn wir verbringen die Nacht in einem Baitel direkt am Gipfel. Ein Baitel ist eine Schutzhütte, die von Wanderern genutzt werden kann. Die Hütten sind ausgestattet mit einer Kochgelegenheit und einem Ofen. Geschlafen wird auf den umklappbaren Eckbänken.
Hinauf zum Baitel dirch das Federiatal
Gerade in den steileren Abschnitten muss der Motor der Ebikes stark arbeiten, denn die Getränke und das Essen im Rucksack fordern uns und die Räder anständig. Doch der Ausblick am Baitel entschädigt für alles und die Freude steigt schon bei der Ankunft auf einen großartigen Sonnenaufgang.
Als wir das Essen zubereiten stellen wir fest, dass wir wirklich auf nichts verzichtet haben. Käse, Bresaola, Salami und Pasta Pomodoro, dazu ein kühles Bier von der höchsten Brauerei Europas. Die Nacht ist kurz vor Sonnenaufgang vorbei – Der Ofen, der uns am Abend noch wärmte, ist schon lange aus und wir schälen uns aus den Schlafsäcken, um einen einsamen Sonnenaufgang mit frisch gebrühtem Kaffee zu genießen.
Genauso beginnt der Downhilltag – denn nach einem ausgiebigen Frühstück in der Bergstation von Carosello 3000 treffen wir Nikola von der örtlichen Bikeschule, der mit uns die kommenden zwei Tage die Trails erkundet und uns Tipps für das richtige Fahren mit den E-MTBs in den Bergen gibt. Einen Bikelehrer sollte man sich auf alle Fälle leisten, denn nur so macht das Fahren im Gelände mehr Spaß, bringt Sicherheit und verbessert die eigene Technik.
Mit dem Bike-Guide die Trails erkunden
Es geht auf die ersten Downhilltrails – wir beginnen mit einer blauen Piste, die Farben sind ganz an die der Skipisten angelehnt (blau = leicht, rot = mittel, schwarz = schwer). Oberhalb der Baumgrenze sind die Trails gut überschaubar – blaue Strecken sind weitläufig mit weiten Kurven und weniger steil. Auf den roten gibt es schon mal die eine oder andere Steilkurve auch sind teilweise steile Abschnitte dabei. Die schwarzen Trails habe zu allem auch zusätzlich lockeren Schotter und verlaufen oft direkt von oben nach unten. Die Vielfalt der Strecken ist groß und so kann der Fahrer auch während der Fahrt immer wieder auch die Strecken wechseln. Die Trails haben alle eigene Namen, vom „Coast to Coast“, der eher leicht ist, über die „Blueberry Line“ bis hin zum „The Bomb“, der das Wilde schon im Namen trägt. Viele der Strecken sind gleichzeitig auch Wanderwege, vor allem im unteren Bereich des Carosello 3000. Hier funktioniert das Miteinander hervorragend.
Zudem verfügt der Carosello Bikepark noch über eine „Bike-Academy“ wo alle Herausforderungen auf den Trails geübt werden können. Man merkt, die Konstrukteure des Parks sind auch im echten Leben Mountainbiker und verstehen, den Fahrern Erlebnis und Spaß zu bieten.
Irgendwann ist dann der Trail zu Ende und der Weg spuckt uns mitten in Livigno aus. Ein paar Meter auf dem Radweg entlang des Flusses Spöl (hieß früher übrigens im italienischen Aqua Grande) und schon kann man sein Bike in die Gondelbahn verladen und wieder hinauf zur Bergstation fahren. Ginge natürlich auch mit den E-Antrieb im Bike, aber so kommt man entspannt oben an und kann sich wieder auf den Downhill freuen, der fast nur bergab, auch ganz schön anstrengend sein kann.
Wieder oben angekommen geht es hinunter, diesmal über den „Roller-Coaster“. Eine echte Achterbahnfahrt wartet auf uns mit hohen Kurven, flowigen Trails und Wellen. Je länger wir im Bike-Park unterwegs sind, umso mehr Spaß haben wir. Doch der Tag geht schneller zu Ende als gedacht. Die Fahrräder kommen wieder zum Verleih und werden für den nächsten Tag geladen.
Am Abend geht es noch in das Museum von Livigno, wo man gut die Geschichte des Tals erleben kann. Angefangen von den ersten Bauern, die hier siedelten, über die erste Skischule und dem Beginn des touristischen Wintersports.
Uphill zum Passo della Alpisella
Am kommenden Morgen werden die Bikes wieder abgeholt und es geht diesmal auf die andere Seite. Anstatt Gondelbahn ist Muskelkraft angesagt. Wir fahren auf den gut ausgebauten Radweg zum Lago di Livigno, der Stausee liegt zwar auf italienischer Seite, versorgt aber mit seinen Stauanlagen das angrenzende Graubünden mit Strom. Direkt am Ristoro Val Alpinsella geht es steil bergauf hinauf zum gleichnamigen Passo Alpisella, wo wir schon unser Zwischenziel den Lago di Cancano sehen können. Von hier führen zwei Wege hinunter zum See. Einmal auf einem breiteren Weg und einfach zu bewältigen und links ab auf einen etwas technischen Trail. Beides macht Spaß und je nach Können kann man sich hier auf einen der beiden Wege ins Tal stürzen.
Am See angekommen gibt es diverse Optionen, wir nehmen direkten Weg wieder nach oben über den Passo di Val Trela. Sanfte Trails führen nach oben zum Pass und direkt danach geht es schön coupiert hinunter Richtung Trepalle. Normalerweise könnte man auf einem breiten Weg weiter zurück nach Livigno, doch aufgrund der Unwetter war uns der Weg verwehrt und so durften wir noch einmal auf schönen Felsentrails nach oben und danach durch den Wald wieder ins Tal. Was für ein schöner Ausflug und absolut die richtige Wahl für das E-MTB. Klar, all das geht auch mit einem Bike ohne Motorunterstützung, aber die Strecke geht auch mit Motor in die Beine.
Als Abschluss geht es ins Aqua Granda – das Freizeitbad in Livigno. Neben Schwimmen und Spaßbecken gibt es auch eine tolle Saunalandschaft. So werden die müden Beine wieder munter.
Drei Tage feinste Trails – gut gepflegt und für die Downhill-Fraktion sind schnelle und komfortable Gondelbahnen vorhanden. Livigno macht Spaß – auch im Sommer – oder gerade deswegen.
Photocredit: © Rockntrail, Letizia Ortalli
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Restaurants
Ristoro val Alpiselle
Regionale Küche – fantastische Polenta
Loc. Pont Dali Cabra
Parco Nazionale dello Stelvio,
23041 Livigno (SO)
Why Not?
Burger und Cocktailbar
Via Botarel, 33
23030 Livigno (SO)
Calceria
Lokale Küche auf hohem Niveau – ausgezeichnete Weinkarte
Via Federia, 61/a
23030 Livigno (SO)
Rifugio Costaccia
Bergrestaurant – im 1. Stock kann hervorangend diniert werden
Località Costaccia
Via Ostaria, 79/C
23041 Livigno (SO)
Ristoro Carosello 3000
Via Saroch, 1242G,
23030 Livigno (SO)
Hotels
Montivas Lodge
Moderne Zimmer – gutes Frühstück
Via Saroch, 782/c
23041 Livigno (SO)
Baitel Monte delle Rezze
Schutzhütte auf 2.990m
Bikeparks
Carosello 3000
Mottolino