Magraid – Das Steppenrennen

von 12. Juli 2017Italien, Reiseberichte

Im Vorgarten Venedigs

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Wenn man an Italien denk, dann fallen einen die Sandstrände der Adria ein oder die Steinstrände der Riviera. Als Trailrunner gehen die Gedanken natürlich Richtung Alpen, Dolomiten oder den Apennin. Und dazwischen die Ebenen mit den großen Städten. Aber Italien hält auch immer wieder eine Überraschung bereit. Nördlich von Venedig erstreckt sich eine knapp 40 Kilometer lange und stellenweise mehrere Kilometer breite Steppe – die Magraid.

Im Frühjahr ist dieses Gebiet ein reißender Fluß, der das Schmelzwasser aus den Julischen Alpen hinunter ans Meer bringt. Im Sommer sieht man hier nichts als Steine. Ist der Fluß dann ausgetrocknet? Nein, der ist nur versiegt und verläuft knapp zwei Meter unter den Steinen. An einer Stelle, wo die beiden Flüsse zusammentreffen tritt es wieder zu Tage. Am Wochenende kann man dann hier die Einheimischen beim Baden und Grillen antreffen.

 

Kultur soweit das Auge reicht

Die Region selbst ist gespickt mit Kultur. Die kleinen Städte haben sich herausgeputzt. Die Häuser aus dem Mittelalter sind aufwändig restauriert und in den örtlichen Museen können die Kunstwerke großer regionaler Künstler bestaunen. Wobei, ins Museum muss man nicht unbedingt, denn die Wand- und Deckengemälde sind in Kirchen und an Häusern auch so noch zu bestaunen.

Pordenone ist die größte Stadt in der Region. Giovanni Antonio da Pordenone oder einfach nur Il Pordenone ist der berühmte Sohn der Stadt. Der Maler prägte das 16. Jahrhundert.

Ganz anders als Pordenone ist Salice. Einst war es eine wichtige Handelsstadt, denn neben wichtigen Straßen, gab es auch die Anbindung an die Seewege. Ein Fluß zeiht sich direkt durch den kleinen Ort, nicht umsonst nennt man Salice auch Klein-Venedig. Die Paläste und Häuser hatten jeweils einen Zugang zur Straße und zum Wasser. So konnten beide Wege bedient werden. Heute kann man die historischen Wasserwege mit dem Kanu befahren und so eine Stadtführung der besonderen Art erleben.

Von Neapel in die Magraid

Hier lernen wir auch Antonio Iossa kennen. Der Neapolitaner kam vor 12 Jahren in die Region. Bei einen seiner Lauftrainings kam er in die Magraid und war sofort von ihr begeistert. Was für die Einheimischen zur Normalität gehört, war für ihn der Anfang eines ganz besonderen Rennens. Dem Magraid 100.  100 Kilometer am drei Tagen. Drei verschiedene Landschaften erlaufen. Einmal abschalten von dem Trubel, der um einen herum ist und die Läufergemeinschaft in einem Camp zusammenführen. Die Idee war geboren.

Magraid-2017-766Die Planung für dieses Rennen war spannend, denn die Magraid ist eine Schutzzone. Es gibt hier nur wenige Dörfer und fast keine Städte, die Landschaft ist karg und die Wege sind lang. Arm ist die Region aber nicht, denn der berühmte Prosecco und auch der Pinot Grigio werden hier angebaut.

Und so kommt etwas ganz besonderes zu diesem Rennen dazu. Alle Sponsoren kommen aus der Region. Wasser, Wein, Nudeln, Milchprodukte, Fleisch und Gemüse kommt alles von regionalen Anbietern. Selbst die Sportgels werden von einer Manufaktur aus der Umgebung zur Verfügung gestellt. Auch das ist ein ganz besonderer Beitrag für den Umweltschutz.

Umweltschutz wird in dieser Zone ohnehin groß geschrieben. So ist es auch wichtig, dass die Athleten alles was sie mitnehmen auch wieder mit zurückbringen.

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Checkin im Camp

Gegen Freitag Mittag erreichen wir das Camp. Alles ist bereits für die Athleten vorbereitet. Zelte und Feldbetten sind aufgebaut. Ein großes Zelt, wo jeden Tag gegessen wird ist auch da, sowie eine Expo-Fläche für die Sponsoren. Damit kein Sportler einen Vorteil hat, schlafen alle in den Zelten im Camp. Das hat etwas von Transalpine-Run in der Natur oder Marathon des Sables in gemäßigten Regionen.

Wir fühlen uns schnell wohl und erkunden das Camp und die Umgebung, denn bereits am Abend findet die erste Etappe statt. 20 Kilometer führen uns hinaus in die karge Landschaft. Wir bekommen einen ersten Eindruck.

Pathos mit Nationalhymne

Vor dem Start um 20.00 Uhr gibt es das obligatorische Briefing. Hier werden ganz genau die Regeln besprochen und was alles zur Sicherheitsausrüstung zählt und wie das Equiment zu beschriften ist. Nach dem Check geht es dann zum Start. Zuerst wird die Nationalhymne gespielt. Alle 180 Starter stehen um den Fahnenmast wo die Italienische Fahne hochgezogen wird. Dann stehen wir am Start. Ganz vorne Giorgio Calcaterra, der Favorit und letztjährige Sieger des Wings for Life World-Run.

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Die Strecke selbst ist flach und schnell. Die Läufer laufen in die Nacht hinein. Das letzte Stück geht mehrere Kilometer über einen Damm. Links kann man das trockene Flussbett sehen, durch das es morgen 55 Kilometer gehen wird.

Gerade im Ziel angekommen geht ein Unwetter über uns nieder. Blitz, Donner und Hagel. Einige Läufer, die nicht rechtzeitig im Ziel waren, wurden durch die Tischtennisgroßen Hagelkörner ganz schön malträtiert.

Steine, Steine, Steine

Am zweiten Tag geht es vom Weingut aus hinaus ins Flussbett. Man kann in der Entfernung die Julischen Alpen sehen. Doch hier unten glaubt man gleich Antilopen oder Löwen zu begegnen, so unreal ist diese Ebene.
Obwohl die Strecke recht flach ist ist sie extrem anstrengend. Kieselsteine, die einen oft zwei Schritte für einem machen lassen und ganz feiner Sand kosten viel Energie. Aufgrund der Hitze hat der Veranstalter mehrere Wasserversorgungen aufgestellt. Das Rennen selbst hat nur zwei wirkliche Verpflegungsstellen. 38 Grad und kein Schatten sind für uns Mitteleuropäer anstrengend genug. Immer wieder wuseln Motocross-Bikes und Quads um die Läufer herum, um sich um die Gesundheit zu kümmern. Je länger der Lauf wird, umso angenehmer ist es, zu wissen, dass man steht’s gut betreut ist.

Was für ein Brett, als wir im Ziel ankommen. 55 Kilometer, die sich anfühlen, als wäre man gerade einen Bergultra gelaufen. Zum Glück gibt es lecker Abendessen.

Hier gibt es ja auch Wasser

Der finale Tag. Noch einmal 25 Kilometer. Noch einmal Steine, Sand und fast kein Schatten. Doch die Etappe soll ganz anders werden. ganze vier Mal geht die Strecke durch hüfthohes Wasser. Welch Wohltat bei diesen Temperaturen. Klar, dass der eine oder andere Läufer das Wasser wie ein Fest feiert.

Am Ende gibt es passend zur Region einen Stein als Medaille. Diese wird einen ewig daran erinnern, mit Freunden eine Region erlaufen zu haben, die so gar nicht nach Italien passt, aber trotzdem soviel mehr Italien ist als an manch anderen Ecken.

Wir kommen wieder

Im kommenden Jahr findet die elfte Ausgabe des Magraid 100 statt. Wir werden mit einer Gruppe anreisen und Euch die tolle Region näher bringen. Mit Kultur, Kulinarik und ganz vielen neuen Freunden.

Infos über die Magraid

 

Die Region

Die Region Friaul-Venezien-Trentino bietet alles was man sich als Läufer so wünscht. Im Norden die Julischen Alpen, im Süden das Meer und dazwischen die Steppe der Magraid. Ausgewogen würde man flapsig sagen. Und doch lohnt es sich die Steppe ausgiebiger zu betrachten. Hier herrscht zudem ein ganz eigenes Klima. Wüstenähnliche Temperaturen und trotzdem stellenweise eine hohe Luftfeuchtigkeit. Sonnenschutz ist hier mehr als angebracht. Zudem ist die Region die Wiege europäischen Handels, was sich in dem kleinen Städtchen widerspiegelt.

 

Übernachtung in Friaul Venezien

Hotelburgen gibt es hier weniger, dafür ist die Region mit mittelgroßen Hotels bestens ausgestattet. Es lohnt sich aber, auch nach den kleinen Hotels in den Orten zu suchen. Diese befinden sich meist mitten in der Stadt und verfügen somit über eine gute Infrastruktur.

Anreise in das Friaul

Mit dem Flugzeug landet man entspannt am Marco Polo Airport in Venedig. Alternativ geht auch Triest. Von da aus bietet es sich an mit dem Zug ohne umzusteigen direkt bis Pordenone zu reisen.

Mit dem Auto über den Brenner weiter Richtung Verona und Venedig bis Pordenone.

Mit der Bahn fährt man entweder über Venedig  direkt nach Pordenone.

Magraid 100

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