Meraner Land – wo die Männer Schürzen tragen
Alpenregion mit mediterranem Flair
Meran ist berühmt für seine klare Luft. Nicht umsonst ist der Kurort auch heute noch sehr beliebt. Doch die Region hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Waren es früher hauptsächlich ältere Semester, die zum Erholen und Wandern in die Region rund um Meran kamen, so zieht die südlichste Stadt Südtirols immer mehr junge Leute an.
Meran liegt inmitten eines Zentrums, wo sternförmig mehrere Täler mit ihren Bergen abgehen. Das Vinschgau, das Ultental, Deutschnonsberg und das Passeiertal. Jedes hat für sich seinen eigenen Charakter und doch verbindet sie so viel. In keiner Region Südtirols ist die Südtiroler Kultur bereits so sehr mit dem mediterranen Flair Italiens verknüpft. Das merkt man zum einen am Klima, denn bereits im April ist es hier angenehm warm und die milden Temperaturen halten auch bis weit in den Oktober. Zum anderen ist auch die Küche und Kultur bereits sehr italienisch angehaucht.
Boutique-Hotel inmitten der Altstadt
Wer nach Meran kommt sollte nicht irgendwo am Stadtrand ein Hotel suchen, sondern mitten drin. Meran ist mit seinen knapp 40.000 Einwohnern ein idealer Ausgangspunkt für erste Erkundungen in der Region. Wir haben uns das Boutique-Hotel Imperial Art ausgesucht. Jedes Zimmer wurde von einem regionalen Architekten individuell gestaltet. Ein perfekter Ausgangspunkt für Erkundungen und ebenso ein Ruhepol im Zentrum von Meran. Neben der besonderen Lage hat man beim Hotel auch gleichzeitig freien Eintritt in die vor 10 Jahren eröffnete Therme Meran. Die Therme überzeugt durch unzählige Becken, sowie diversen Saunen. Wer den ganzen Tag durch die angrenzenden Berge gerannt ist findet hier bis spät in den Abend die perfekte Entspannung.
Kulinarisch hat Meran auch einiges zu bieten. Wer es traditionell südtirolerisch haben möchte findet genauso etwas, wie der, der die italienische Küche liebt. Inzwischen haben sich auch einige Sterneköche in Meran breitgemacht, die die traditionelle Küche mit neuen Ideen kombinieren.
Aber wir waren ja auch zum Laufen hier.
Meraner Höhenweg – 120 Kilometer um die Texelgruppe
Hunderte von Kilometer atemberaubender Trails warten auf die Läufer. Die Strecken sind optimal erschlossen. Nahezu alle Trails sind auch offizielle Wanderwege. Viele sind auch als Rundkurse angelegt, sodass man die Strecke entweder auf einmal oder mit Zwischenstopps auf diversen Hütten ausbauen kann. Unser erster Lauf ist dann auch auf dem vor 30 Jahren eröffneten Meraner Höhenweg. 120 Kilometer rund um die Texelgruppe mit 3.000ern, Gletscherquerungen und Gipfelerlebnissen.
Hier bekommt man alles geboten, was das Trailrunnerherz begehrt. Fluffige Trails, nicht zu technisch, aber auch steile Auf- und Abstiege die stellenweise mit Seilen gesichert sind. Und immer wieder die atemberaubende Aussicht. Verweilen kann man auf der Strecke auch recht gut, denn es gibt viele bewirtschaftete Hütten. Hier wird deftiges serviert und so reicht es oft aus, sich nur eine Wasserflasche auf die Tour mitzunehmen. Wer mag, kann auf den Hütten, die oft ein moderner Berggasthof sind, auch übernachten oder man läuft oder fährt mit der Seilbahn ins Tal.
Alte Traditionen werden gelebt
Die Bergdörfer haben alle ihren eigenen Charme. In den Dörfern sieht man die Männer, ob jung oder alt mit ihren traditionellen blauen Bauernschürzen. Der Schurz gehört hier so zur Tradition, wie die Lederhose und das Dirndl in Bayern.
Partschins ist eine traumhafte mittelalterliche Stadt. Die Häuser sind liebevoll renoviert und schmiegen sich malerisch an die Berge. Hier lerne ich Christine kennen. Sie studierte Modedesign in Mailand, kehrte aber in ihren Heimatort zurück um Bäuerin zu werden. Heute ist sie zudem die einzige Schnapsbrennerin in Südtirol. Ihre Digestifs sind ausschließlich aus regionalen Zutaten. Ich erfahre, dass nur beste Qualität verwendet wird. Aufgrund des verregneten Sommers wird es daher in diesem Jahr keinen Marillen Schnaps geben. Das ist zwar schade, aber die anderen sind auch sehr lecker.
Am meisten begeistert mich aber, dass der Beruf des Bauers hier noch eine große Bedeutung hat. Mit Stolz erzählt mir Christine, dass ihr Sohn ihr gerade gesagt hat, dass er später auch Bauer werden will, um die Tradition fortzuführen.
Wie finde ich einen Namen für einen Lauf?
Die Reise geht weiter. Wir verlassen das Vintschgau und Meran und fahren in die Region Deutschnonsberg. Der Gampenpass ist eigentlich die natürliche Sprachgrenze, doch auch dahinter sprechen die Einwohner noch deutsch, denn das Südtirol endet erst 10 Kilometer nach dem Pass. Der kleine Ort Unsere Liebe Frau in Walde geht auf einen Pilgerort zurück. Gerade mal 20 Häuser stehen hier und doch gibt es hier alles, was man zum Leben braucht. Direkt neben der Pilgerkirche steht das Hotel zum Hirschen. Einst war es eine Pilgerherberge, heute setzt man auf Komfort und regionale Küche.
Von Südtirol ins Trentin
Von hier startet auch der Maddalene Sky Marathon. Vor acht Jahren waren es ein paar lokale Sportler, die in ihrer Region einen Bergmarathon durchführen wollten. Doch man stieß zuerst auf breite Ablehnung, denn mit minimaler Ausrüstung über die Berge zu laufen, war gerade in der Wanderregion nicht gern gesehen. Zudem sollte der Lauf auch über die Sprachgrenze gehen und die Regionen Südtirol und Trentino auch sportlich verbinden. So musste auch ein Name gefunden werden, der sowohl auf deutsch, als auch auf italienisch funktionierte. Die Maddalene Bergkette die das Ultental vom Deutschnonsberg trennen ist dann tatsächlich die einzige Bezeichnung die in der Region nicht Zweisprachig ist und so war schnell der Name gefunden.
Inzwischen zählt der Maddalene Sky Marathon zur italienischen Sky Running Serie. Der Trailanteil ist hoch und die Anstiege sind lang. So sind es mehr als 4.500 Höhenmeter, die die Läufer im Aufstieg auf ihren 45 Kilometer langen Weg von Unsere Liebe Frau im Walde nach Rumo im Trentino überwinden müssen. Wer es etwas leichter haben will kann seit dem vergangenen Jahr auch am Maddalene Mountain Race teilnehmen. 25 Kilometer und 1.500 Höhenmeter. Leider fehlt bei dieser Variante der Monte Pin. Eine der wenigen Gipfelüberquerungen bei Trailveranstaltungen.
Der Maddalene Sky Marathon wird von lokalen Größen dominiert. Was jedoch nicht verwunderlich ist, denn aus der Region Bozen/Meran kommen mit die besten Trailläufer Italiens. International ist der Lauf noch recht unbekannt, was sich aber schnell ändern wird, denn neben der atemberaubenden Landschaft, lädt die Gastfreundschaft der Einwohner zu einem Start ein.
Traditionelle Fertigung
Doch auch ohne den Lauf ist die Region mehr als sehenswert. Hier wird Tradition noch großgeschrieben und so sieht man nicht nur Männer mit ihren Schürzen auf den Straßen, sondern auch das traditionelle Handwerk. Der Speck, der so typisch für das Südtirol ist, wird hier noch wie vor 100 Jahren hergestellt. Spezialität sind die Seiten, die besonders intensiv schmecken. Aber auch Käse und Brot gibt es hier noch wie früher. Alles in allem wird traditionelle Fertigung der industriellen inzwischen wieder vorgezogen. Und, wie schon in Partschins ist auch hier der Nachwuchs wieder stolz das traditionelle Handwerk fortzuführen.
Zwei Sprachen, zwei Kulturen eine Region
Auch wenn es zwischen dem Südtirol und Trentino einige Unterschiede gibt, so verbindet die Natur bei Regionen. Das Wandernetz ist perfekt ausgebaut. Trailrunner fühlen sich hier Pudelwohl, denn die „Wanderwege“ sind häufig nur schmale Trails durch eine atemberaubende Natur.
Während in der Ferne die 3.000er die Region begrenzen, lassen sich hier wunderschöne fluffige Trails laufen. Vorbei an Wasserfällen, durch kleine Dörfer oder an idyllischen Bergseen, die zu einer schnellen Erfrischung einladen, verlaufen die Touren. Berghütten begrüßen die Sportler mit regionaler Küche. Und wieder zurück im Hotel wird schon die Planung für den kommenden Tag besprochen, ehe man die Eindrücke des Tages überhaupt verarbeitet hat.
Wir planen Euren Trailtrip
Läuft Euch das Wasser im Mund zusammen? – Dann schaut gleich mal hier nach. Denn wir reisen im Mai 2017 zum Rock’n Trail-Camp ins Meraner Land. Vier Tage auf fünf Hammertrails. Anmeldung ist ab Ende September möglich!