Nationalpark Casentinesi – Auf dem Kamm Italiens
Der Nationalpark Casentinesi liegt mitten in Italien. Nicht weit von der Metropole Bologna entspringen hier die Flüsse Arno und Tiber. Um sie herum gibt es hunderte Kilometer Trails.
Nationalpark Casentinesi- Wo Fremde zu Freunden werden
Wenn das Wetter in Deutschland mal wieder kalt und regnerisch ist, packt man seine Sachen und macht sich auf mach Italien. Nachdem wir bereits im März die Toskana rund um Pisa erkundet hatten, ging es dieses mal in den Apennin direkt an die Grenze zwischen Toskana und Emilia Romagna.
Ein verträumtes Stückchen Erde erwartet uns knapp 100 Kilometer südlich von Bologna. In einer Region die einst zu der Toskana gehörte, aber aufgrund der Quellen von Tiber und Arno, den „Lebensadern“ der Italiener vor knapp achtzig Jahren der Emilia Romana zugeschrieben wurden. Am Leben hat sich freilich nichts geändert. Die Küche ist noch immer typisch Toskanisch und auch die Leute leben ihren toskanisches Leben.
Vor ein paar Wochen, also noch ganz frisch, wurde eine Kooperation der beiden Tourismusregionen Emilia Romagna und der Toskana für das Gebiet Rund um den Nationalpark Casentinesi unterzeichnet, um dieses Juwel mitten in Italien auch für Touristen zu erschliessen.
Die Berge sind schroff und knapp 1.800 Meter hoch, alles mit Mischwald bewachsen. Die Trails sind fluffig. Nicht zu steil und auch nicht zu technisch. Dafür erwarten einen mehr als 1.000 feinste Trail-Kilometer.
Wenn Mama kocht will ich nicht mehr weg
Nach unserer Ankunft in Bologna geht es direkt zu unserem ersten Startpunkt. Das Agriturismo Poderone liegt versteckt inmitten der Berge. Kein Telefon und Internet kann die Ruhe stören. Dafür ist „Mama“ für die Gäste da. Jeder wird geherzt und sein Zimmer gezeigt. Während wir es uns bequem machen, wird in der Küche schon für uns gesorgt. Typische regionale Küche erwartet uns. Suppe, Pasta, Fleisch uns selbstgerechtes Gebäck, ob wir morgen überhaupt laufen wollen?
Wollen wir und wie! – Nach einem typisch italienischen Frühstück geht es mit dem Auto zum Ausgangspunkt unserer Tour. Unser Guide erwartet uns schon. Er ist perfekt ausgerüstet mit GPS, Rettungsequipment, Seilen, usw. Ob wir da mit unserem Trailrunning-Outfit nicht etwas zu leicht angezogen sind und ob er uns mit seiner schweren Ausrüstung hinterher kommt.
Es geht los. Die ersten Meter auf einem Forstweg, doch kaum waren im Laufen geht es schon nach recht auf einen schmalen Steig nach oben. Breiter sollen die Wege auf den kommenden sieben Kilometern nicht mehr werden. Die Wege schlängeln sich an den Bergen entlang, oft nur einen Schritt breit und daneben geht es satt nach unten. Wir queren Bäche, Bergwiesen und verschwinden wieder in den Wäldern. Laufen durch verlassene Dörfer, die der Natur zurückgegeben worden sind und durch kleine Häusergruppen die wieder liebevoll renoviert wurden.
Es geht stetig auf und ab, nahezu keine Zeit zum verschnaufen und doch verweilen wir an ein paar Stellen um die atemberaubende Landschaft zu sehen.
Die letzten Kilometer gehen dann auf einem Waldweg entlang, ehe wir wieder an unserem Agriturismo ankommen, wo man uns schon mit Leckereien erwartet.
300 Kilometer unberührte Natur
Am Nachmittag geht es geht es zur Talsperre, dem Lago di Ridracoli. In den 1960er wurde die Sperre mit ihrem imposanten Staudamm angelegt, um die Küstenregionen rund um Rimini mit Trinkwasser zu versorgen. Denn diese Region war und ist die beliebteste Urlaubsregion in Italien. Rund um den Stausee ist der Wald wild und die Tiere leben in einem Paradies. Wir erfahren, dass es in den Wäldern rund um den See gut 300 Kilometer feinste Trails gibt, die auf keiner Karte verzeichnet sind. Unser Guide versichert uns aber, wenn wir wollen, dass er uns die schönsten Stücke zeigt – wir werden wieder kommen um das Angebot anzunehmen. Unser Guide ist ein lebendes GPS. Er kennt sämtliche Trails in der Emilia Romagna und nicht nur da, wir erfahren so ganz nebenbei, dass er Trails auf der ganzen Welt sammelt um diese zu archivieren.
Der Abend steht ganz in der Kulinarik der Region. Zum Glück waren wir laufen, sonst wären wir mit Übergewicht zurück gekommen.
Von der Emilia Romagna in die Toskana
Am nächsten Morgen heisst es Abschied nehmen. Unser liebgewonnenes Agriturismo müssen wir hinter uns lassen, denn der Weg geht weiter über den Apennin Richtung Poppi. Anstatt die ersten Kilometer mit dem Auto zu fahren hat unser Guide schon einmal die Trails ausfindig gemacht und so sind die ersten 6 Kilometer des heutigen Tages noch einmal etwas ganz besonderes. Trail wie im Gebirge, über steil abfallende Bergkämme, durch wilde Täler mit reißenden Flüssen geht es zum eigentlichen Ausgangspunkt. Heute sollen es durch unsere Extrakilometer wieder knapp 1.000 Höhenmeter im Aufstieg werden. Nach knapp der Hälfte der Strecke erreichen wir die Landesgrenzen von der Emilia Romagna in die Toskana. SO haben wir uns Italien nicht vorgestellt. Es ist bitterkalt, neblig und es regnet. Auch hier sind die Eisheiligen angekommen. Wir laufen schnell weiter, lediglich ein kurzes Foto. Der Weg zieht sich am Kamm entlang hinauf bis auf knapp 1.600 Meter. Die Trails sind hier breiter und schön zu laufen. Lediglich der kalte Wind passt nicht hierhin.
Auf dem Weg nach unten ist der Wind wie weggeblasen. Plötzlich wird es auch noch warm und die Sonne zeigt sich. Soll das Wetter in der Toskana um soviel besser sein – ja, ist es.
Wir erreichen nach 17 Kilometern das Kloster Camaldoli. Die Mönche haben den Ort bereits vor 1.000 Jahren besiedelt und leben auch heute noch sehr abgeschieden. Ein paar Pfadfinder trinken Tee und wenige Touristen haben sich hierher verirrt. Es ist, als ob hier die Zeit stillsteht.
Wir erfahren spannendes über die Bäume, den Wald und die Natur. Die Mönche haben sich diesen Platz bewusst ausgesucht. Der Trail geht weiter nach unten auf einem von den Mönchen angelegten Weg, ehe uns der Berg inmitten der kleinen Ortschaft Tassini ausspuckt. Hier wartet schon wieder unser Guide, der uns an der Grenze verlassen hatte, um sein Auto abzuholen.
Wir stärken uns mit leckerem toskanischem Essen ehe es per Auto weiter geht nach Poppi, wo wir die Nacht verbringen werden.
Das B&B Poggio di Dante ist mit so viel Liebe hergerichtet worden. Jede Ferienwohnung individuell gestaltet und die die Gemeinschaftsräume auf gemütliches Zusammensein ausgerichtet. Das Wetter ist fantastisch und so lümmeln wir auf der Wiese und genießen das tolle Wetter, ehe es hinunter nach Poppi geht, wo wir eines der am besten erhaltenen Castelle aus dem Mittelalter besichtigen.
Am Abend gibt es leckeres Essen. Das Buffet hält das feinste für uns bereit. Käse, Schinken, Salami, Pasten,…. Ein Hochgenuss, nach einem kräftezehrenden Tag.
Weiter nach Bagno di Romagna
Der letzten Tag soll noch einmal spektakulär werden. Nach dem Frühstück geht es ca. 20 Kilometer mit dem Auto zum Ausgangspunkt unserer heutigen Tour. Unser Guide erwartet uns schon. Noch haben sich die Wolken nicht verzogen, aber der heute Trail wird einzigartig, denn fast die gesamte Strecke verläuft auf den Kamm des Apennin.
Auf dem ersten Kilometer geht es die Straße entlang, ehe ein kleiner Pfad nach links in den Wald abzweigt. 200 Höhenmeter stehen vor uns wie eine Wand. es geht fast gerade nach oben bis zum höchsten Punkt unserer heutigen Tour. Oben angekommen erstreckt sich ein endloses Panorama. Die sonst geschwungenen Berge lassen die versteckten Trails nur erahnen. Doch wir wissen bereits was für schöne Wege sich hier verbergen.
Es geht durch den Wald und über Hochebenen. Die Trails sind mal schmal, mal etwas weiter. Sie lassen sich gut laufen, selbst wenn es über die felsigen Abschnitte geht kann man gut Tempo machen.
Nach 15 Kilometern sind die Trails abrupt zu Ende und wir werden inmitten von Bagno di Romagna , einem kleinen Thermalort, regelrecht ausgespuckt. Die letzten 400 Meter geht es durch die Fußgängerzone des kleinen Ortes zu unserem Ziel den Grand Hotel. Jetzt heißt es, den Schmutz des Trails abwaschen und dann gut gestärkt im Thermalbad entspannen, ehe wir und mit den verantwortlichen des Tourismusverbandes Emilia Romagna zum Abendessen treffen.
Selbstgemachte Tagliatelle
Im Hotel Roma soll die Gruppe noch einmal verwöhnt werden. Ein ausgiebiges Menü steht auf dem Plan. Doch vorher dürfen wir noch zusehen, wie die frischen Tagliatelle hergestellt werden. Klar, dass ich da auch selbst gleich mit Hand anlege. Ob es an meinem Zutun lag, wer weiß, aber das Essen wir wieder fantastisch. Müde fallen wir in die Betten, denn am nächsten Tag geht es bereits um sieben Uhr morgen zurück zum Flughafen.
Vier Tage in einer Region, die zwar den meisten bekannt ist, doch eher von den Küsten, denn von den Bergen. Dabei bieten sich hier soviel Möglichkeiten. Die Trails sind gut zu laufen, auch für Anfänger geeignet. Überall auf dem Weg gibt es in guten Abständen Übernachtungsmöglichkeiten, die nicht teuer sind. Das Essen ist fantastisch. Und auch das Wetter ist an zehn Monaten perfekt um Laufen zu gehen.
Auf der Internetseite des Nationalpark Casentinesi gibt es zudem Tourenkarten zum Download. Für spezielle Touren kann man einen lokalen Guide engagieren.
Photocredit: (c) Soulrunning, Rockntrail
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