Cortina Trail 2013

von 5. Juli 2013Italien, Reiseberichte

Ende Juni fand der 11. Lavaredo Ultratrail in Cortina statt. Wir, Achim und ich, waren vom Tourismusbüro eingeladen an der kürzeren Variante, dem Cortina-Trail, teilzunehmen. Bereits am Donnerstagmorgen machten wir uns auf den Weg in die Dolomiten. Cortina d’Ampezzo gehört ja schon zu Venezien und spricht man hier auch nahezu nur italienisch.

Die Tage zuvor hat es in der Region nicht nur geregnet, sondern es gab auch Schnee bis weit unter 2.000 Meter. Das macht den Lauf natürlich nicht einfacher, geht es doch 3 mal über 2.500 Meter. Als wir gegen 14:30 ankamen bezogen wir sogleich unsere Zimmer im kleine aber feinen Familienhotel. Meine Familie, die auch mitgekommen war lief ich dann zurück und machte mich gemeinsam mit Achim auf in die Innenstadt um bei einem von TheNorthFace veranstalteten Schuhtest teilzunehmen. Im Basecamp wurden wir dann alle mit neuen Trailschuhen von TheNorthFace ausgerüstet. Ich durfte die Hyper Track in schickem Gelb testen. Bevor es aber losging gab es noch eine kurze Einführung in die Beschaffenheit der Schuhe, ehe uns 2 ortskundige Bergführer Richtung Tofane führten.

Um den Test nicht ganz so lange werden zu lassen, fuhren wir mit der Seilbahn zur Mittelstation um von hier einen 7 Kilometer langen Downhill zu absolvieren. Das Tolle an dem Lauf war, dass neben den Journalisten auch die 5 Pro-Läufer von TheNorthface anwesend waren und man in lockerer Laufathmosphäre kurze Interviews führen konnte. Leider knickte die Vorjahreszweite, Fernanda Maciel, so schwer um, dass für sie das Laufwochenende beendet war, bevor es eigentlich begann.

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Die Nacht wurde richtig kalt. und die Wolken verwandelten die umliegenden  Berge in Cortina mitten im Sommer in  eine Winterlandschaft. 50 Zentimeter Neuschnee und Cortina entschied sich am Samstag das Skigebiet Tofane zu eröffnen. Wir hatten noch einige Termine und fuhren mit der Seilbahn direkt in den Schnee auf eine Hütte zum Mittagessen. Für die Kinder ein Erlebnis -Schnee im Hochsommer – für die Läufer und den Veranstalter ein Horror. Nach einer Stadtführung erfuhren wir aus erster Hand, dass man sich dazu entschlossen hat die Route zu ändern. Nun gab es sowohl für den Lavaredo als auch für den Cortina-Trail keine Passage über 2.100 Meter. Die Gefahr von Lawinen war einfach zu groß. Im anschließenden Briefing wurde die Entscheidung des Veranstalters durch die Läufer mit Applaus quittiert, was nicht zu erwarten war, denn auch der UTMB musste aufgrund der Witterung im vergangenen Jahr schon gekürzt werden und viele Läufer sind danach enttäuscht abgereist. Diesmal aber nicht, denn allen war die Sicherheit lieber.

Am nächsten Morgen ging’s los. Eine Stunde vor uns starteten die Lavaredo Läufer mit allen Favoriten. Doch Mike Wulf sollte noch seinen speziellen Lauf bekommen. An einer Aufgrund der Witterung bedingten Streckenänderung lief Mike die Originalroute 6 Kilometer, ehe er merkte, dass er falsch ist. Das Team sammelte Ihn wieder ein, brachte ihn zum Ausgangspunkt zurück und von da an begann die Aufholjagt. Am Ende landete er mit lediglich 25 Minuten Rückstand auf den Erstplatzierten auf den zweiten Rang. Extrem ärgerlich, aber Mike nahm es mit Humor.

Der Cortina-Trail war dann auch nicht mehr der Lauf, wie er ursprünglich geplant war. Anstatt auf bis zu 2.600 Meter zu laufen ging es nur auf 2.100 Meter, aber auch hier gab es noch Schnee seitlich der Wege.

Die Strecke war nicht mehr so technisch, aufgrund des ständigem auf und ab aber immer noch sehr anspruchsvoll. Die ersten 10 Kilometer verliefen auf der Original-Strecke stetig bergauf. Ich hatte keine Stöcke dabei und merkte schon jetzt, dass der Lauf ohne die Hilfsmittel recht anstrengend werden würde. Normalerweise ginge es nach 10 Kilometern nach links steil den Berg hinab. Wir liefen aber rechts in kleine Wellen aus dem Wald hinaus, hinunter bis an den Fluss Fiames. In der Entfernung konnten wir Dolomitenmassive bewundern. Heute strahlte alles bei blauem Himmel. Die Spitzen waren jedoch gänzlich mit Schnee noch bedeckt. Und das Ende Juni. In Ospedale war die erste Versorgungsstation. Das tolle an diesem Lauf ist, dass nicht ein einziger Pappbecher am Wegesrand rumlag. Jeder Läufer war für sein Trinkgefäß zuständig und musste dieses während des gesamten Laufes mit sich führen. Sport und Umweltschutz vertragen sich in Cortina extrem gut.

Nach Ospedale ging es wieder bergauf um höchsten Punkt der Strecke bei Kilometer 28. Der Anstieg war zwar nicht steil, 800 Höhenmeter auf nahezu 10 Kilometern sind jetzt nicht so schlimm, es ging aber doch in die Beine. So war es eine tolle Idee der  Einheimischen, die Läufer am höchsten Punkt mit Energydrinks zu versorgen, ehe es wieder locker bergab zur Alpe ging. Hier waren 30 Kilometer vorüber. Wieder gab es lecker Kuchen, Salami und Käse. Da soll nochmal einer sagen, beim Trailrunning gibt’s nur Energyriegel. Nach einer kurzen Pause machte ich mich auf die verbleibenden 18 Kilometer, durch den Wald hinunter wieder an den Fluss, um den finalen Anstieg in Angriff zu nehmen. 2 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung vom 23%, wie gerne wäre ich hier einfach nur runter gelaufen, aber wir mussten nach oben. Wandertouristen beobachteten gespannt das Treiben der Läufer, die sich die „Wand“ hochquälten. Für Aussicht genießen blieb weder Zeit noch Luft und so gings nach recht wieder auf den Rückweg.

Kleine Tobel und Sonnenschein begleiteten uns bis Kilometer 43. An einem kleinen Waldsee gab es noch einmal Verpflegung. Kurz stärken und ansetzen zum Schlussspurt. Leider waren die Kräfte für mich nicht mehr so sehr für sprinten geeignet und auch der Weg lud nicht gerade für Höchstgeschwindigkeit ein. Immer wieder Wurzeln und Steine, kleine Anstiege und enge Kurven. Doch nach 47 Kilometern waren wir wieder in Cortina d’Ampezzo angekommen. An der Seilbahn zum Tofane vorbei noch einen knappen Kilometer auf der Straße. Ein letzter Anstieg und schon hatte ich nur noch 300 Meter in der Fußgängerzone zum Ziel. Toll, meine Kinder erwarteten mich schon und so konnte ich beide links und rechts auf die letzten Meter ins Ziel mitnehmen.

Cortina d’Ampezzo

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