Pflichtausrüstung – Quo Vadis
Während ich gerade an dem Recap für den gestrigen Salon Merano schreibe, kommen zwei Newsletter, die unterschiedlicher nicht sein können. Es geht um das Thema Pflichtausrüstung bei Bergläufen.
Die Tour deTirol wirbt gerade, dass sich schon mehr als 300 Starter angemeldet haben und verweisen zeitgleich auf Angebotspakete, wo sich jeder Starter bei der Anmeldung vergünstigt seine komplette Pflichtausrüstung hinzubestellen kann. Rucksack, Trinkflasche, Erste-Hilfe-Kid, Wetterschutzjacke, Handschuhe und Mütze. Wer von Euch schon einmal bei einem Trail in den Alpen teilgenommen hat wird über das eine oder andere Teil froh gewesen sein, dass bei einem plötzlichem Wetterumschwung im Rucksack war. Klar, könnte man jetzt sagen, dass bei Wettkämpfen in den deutschsprachigen Alpen eh viele Verpflegungsstationen sind und man nicht wirklich soviel dabei haben sollte. Zwischen den einzelnen Checkpoints sind die Läufer jedoch auf sich gestellt.
Ich muss nicht über das Für und Wieder für Pflichtausrüstung schreiben, denn ich finde diese Essentiell.
Swissalpine gibt keine Vorgaben
Ganz anders, was drei Stunden später vom Swissalpine herein flatterte. Seit diesem Jahr gehört neben dem Klassiker Swissalpine Marathon und seinen verschiedenen Distanzen auch der Swiss Irontrail zum Angebot. Ich musste den Newsletter mehrmals lesen, um festzustellen, dass ich mich in der Tat nicht verlesen hab, denn da steht wörtlich
„Deine Meinung ist uns wichtig. Darum haben wir das Reglement im Punkt «Ausrüstung» auf vielseitigen Wunsch hin angepasst. In Bezug auf die Kleidung gibt es keine Vorgaben mehr. Nach dem Grundsatz «überzeugen statt zwingen» werden wir alles unternehmen, die Bedeutung der richtigen Kleidung hoch zu halten und geben aufgrund der zu erwartenden Wetterentwicklungen Empfehlungen ab.
Ebenso haben wir das Mitführen des eigenen Bechers aus der Pflichtausrüstung gestrichen. Trotzdem werden wir dir bei der Startnummernausgabe einen faltbaren Silikonbecher abgeben, um dabei einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltiger Event zu tätigen.„
Ich finde diese Aussage ein komplett falsches Signal. Denn neben passendem Schuhwerk sollte auch die entsprechende Ausrüstung dabei sein, schließlich geht der Lauf lange über 2.300 Meter bis hoch zum Sertigpass auf über 2.700 Metern. Vom Irontrail ganz zu schweigen. Hier sind lediglich Erste-Hilfe-Material und eine Stirnlampe verpflichtend. Der Lauf geht in seiner längsten Distanz 213 Kilometer weit.
Ich kann im Moment gar nicht so heftig den Kopf schütteln, wie es dieses Statement verdienen würde. Hatten wir im vergangenen Jahr die Diskussion um Rennabrüche, so geht es dieses Mal wieder um die Gesundheit der Läufer.
Auch wenn ich kein Fan von Verbänden oder Regularien bin, aber was die ATRA (Austrian Trailrunning Association) in Sachen Sicherheit auf Trails in die Weg geleitet hat, Plan B für seine Events inzwischen extrem auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz setzt, indem nur noch Getränke in mitgebrachte Gefäße gefüllt werden und Läufer ihre Gels markieren müssen um die Abfallflut in den Bergen zu bekämpfen, tritt Tuffi Events das kleine Pflänzchen Vernunft nicht nur mit Füssen sondern gleich mit schweren Bergstiefeln.
Jetzt liegt es an den Sportlern selbst, für Vernunft zu sorgen – leider bezweifle ich das.