Porte di Pietra – Trailrunning Pur

von 30. Mai 2015Italien, Reiseberichte

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Am Gotthard sah es noch nicht wirklich nach sommerlichen Temperaturen aus. Und ich hatte meine Tourenskier nicht dabei!

Tore aus Stein

Nicht hindurch sondern oben drüber geht es beim Porta di Pietra in Cantalupo. Auf vier verschiedenen Strecken (100km, 71km, 37km und 17km) geht es auf sehr attraktiven Strecken über das Massiv um Cantalupo.

21 Verrückte

Vor genau zehn Jahren waren es 21 Verrückte um den Sportmediziner und Buchautor Fulvio Massa die sich auf einen Rundkurs von 100 Kilometern auf ihren Heimattrails machten. Zehn Jahre später wurde wieder auf der Originalstrecke gelaufen und natürlich auch die drei anderen Strecken. Es herrscht rege Betriebsamkeit in der Sporthalle. die kleine Messe, wo regionale Sporthändler ihre Waren anbieten sind gut besucht und das Rote Kreuz wartet darauf, die Pastaparty zu eröffnen. Doch bevor sich die Läufer auf das leckere Essen stürzen gibt es noch ein kleines Highlight. Die Geschichte der Trailausrüstung wird anhand von Salomon Equipment vorgeführt. Es ist sehr spannend zu sehen, wie sich das Material in den vergangenen zehn Jahren entwickelt hat. Man kommt sich vor, als würde man in eine Zeitmaschine steigen. Die Ausrüstung hat sich extrem weiterentwickelt und ein Ende ist nicht in Sicht.

45% Steigung

Nach der Präsentation steht das Briefing des Porta di Pietra auf dem Programm. Sicherheitsausrüstung und Streckenbeschreibung. Hab ich richtig gehört? Ab Kilometer fünf geht es auf den kommenden zwei Kilometern teilweise 45% steil nach oben? – In der Tat. Dieser Abschnitt ist sogar seilversichert. Die Bergwacht überwacht den gesamten Bereich, denn neben der Steilheit ist die Strecke auch extrem abschüssig und falls es nass werden sollte auch rutschig.

Ab halb zehn abends drängen sich dann die Läufer beim Check-In. Die Ausrüstung wird überprüft und jeder Läufer danach registriert. Aufregung macht sich unter den Läufern breit. Die 100 Kilometer sind ein ganz schönes Brett. 7.000 Höhenmeter gilt es zu überwinden. Der Veranstalter rechnet mit mindestens 14 Stunden Laufzeit. Er wird sich noch wundern.

Bengalos leiten den Weg

Eine Minute vor dem Start des Porta di Pietra st es dann wie im Fussballstadion. AC/DC dröhnt aus den Boxen und die ersten Meter der Strecke sind komplett in roten Rauch eingehüllt. Überall brenne Bengalos. Ein unglaubliches Bild. In Deutschland würde man spätestens jetzt den Lauf verbieten. Denn neben einen in Deutschland nicht genehmigungsfähigen Nachtaufstieg nun auch noch Bengalos. Und gerade darum pilgern immer mehr Trailrunner nach Italien. Hier ist Trailrunning noch Natur pur. Hier sind breite Wege den Autos und Straßenläufern vorbehalten. Und hier ist ein Trail auch tatsächlich ein Trail. Teilweise gerade einmal Fußbreit gehen die Wege direkt am Kamm entlang. Verpflegungsstationen reichen lediglich Wasser. Die Läufer sind für sich selbst verantwortlich. Der Vorteil, jeder Läufer nimmt sich die Sachen mit, die er am besten verträgt. Keine Experimente an den Stationen mit unbekannten Gels, Riegeln oder Snacks.

Zieleinlauf vor dem Start

Bevor der Finestra di Pietra, ein Lauf mit 37 Kilometer Länge startet wird bereits der schnellste über die 100 Kilometer angekündigt. Klar, dass dadurch der Start verschoben wird, denn alle wollen den Sieger über die Königsdistanz empfangen. Nach genau 12 Stunden und 16 Minuten ist es dann soweit. Alexander Rabensteiner überquert unter tosendem Applaus als erster die Ziellinie und ist sofort so entspannt um dem Moderator ein kurzes Interview zu geben. Überhaupt, er sieht gar nicht aus, als wäre er 100 Kilometer gelaufen.

Durchs Dorf hinaus in die Berge

Immer wieder müssen die Läufer tatsächlich durch steinerne Tore laufen. Gleich zu beginn geht es durch das Dorf hinaus und hinauf. Treppen, Wiesenwege, Trails und kurze Straßenabschnitte wechseln sich ab. Bei Kilometer fünf geht es über eine Brücke. Jetzt beginnt das Rennen. 800 Höhenmeter, teilweise 45% direkt nach oben. Die Strecke ist an vielen Stellen durch Seile gesichert. Ob erwartet die Läufer ein überragender Blick über die Region. Nahezu 20 Kilometer geht es immer wieder am Kamm entlang, Durch kleine Waldabschnitte und über kurze Feldwegpassagen. An der Strecke finden sich immer wieder natürliche Brunnen. Hier können sich die Läufer jederzeit mit frischem Wasser versorgen.

Im Flussbett dem Ziel entgegen

Auf den letzten Kilometern geht es parallel zur Straße durch das Flussbett. Immer wieder muss das zur Zeit kleine Rinnsaal überquert werden, ehe man auf den letzten Trail Richtung Ziel einbiegt. Den ganzen Tag säumen Zuschauer den Zielbereich. Wenn man bedenkt, dass mit Alexander Rabensteines der erste Läufer bereits kurz nach 10 Uhr das Ziel erreicht und um 18 Uhr noch immer Läufer im Ziel gefeiert werden. Genau so muss das sein. Jeden Läufer feiern, denn die Strecke ist tatsächlich nicht ohne.

Porta di Pietra

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