Dolomiti Extremetrail – Auf schmalen Pfaden
Am vergangenen Wochenende fand bereits zum dritten Mal der Dolomiti Extremetrail statt. Neben der 53 Kilometer Schleife wurde auch eine 20 Kilometer Runde angeboten. So konnte dann auch die Teilnehmerzahl gegenüber dem vergangenen Jahr verdoppelt werden.
Tal der Eisdealer
Das Val di Zoldo liegt etwas versteckt zwischen Cortina d’Ampezzo und Belluno. Normalerweise lässt man das Tal links liegen und fährt auf der Hauptstraße geradeaus. Dadurch entgeht einem aber eines der ursprünglichsten Täler in den Dolomiten. Die Heimat der deutschen Eisdielenbesitzer ist im Sommer ein echtes Juwel. Neben kleine Hotels und fantastischen Restaurants gibt es unzählige Trails, die selbst die Ortskundigen nicht in Kilometer beziffern können. Manchmal kommt hier im Sommer der Giro vorbei, aber das Champions-League Finale, die Weltmeisterschaft, kurz das wichtigste Ereignis in der Region ist der Dolomiti Extremetrail.
Das ganze Tal ist dabei
Vier Jahre ist es her, als sich ein paar lokale Bergsportler in einem Traillauf übten, der plötzlich zu einem Wettlauf ausartete. Nachdem alle von der Runde zurückgekehrt waren, war schnell klar, mit ein paar Anpassungen und unter Einbeziehung des gesamten Tals wird ein Wettkampf veranstaltet. Paolo Franchi, der Organisator des Rennens, wollte die wunderschönen Trails den Sportlern näher bringen und die Region im internationalen Trailkalender verankern. Gemeinsam mit Corrado de Rocco und Arcangelo Panciera erarbeiteten sie die Strecke und fanden in Haglöfs einen Sponsor, der von der ersten Stunde an das Event unterstützte. Unglaublich ist auch der Stolz der Einwohner, die nahezu alle als Volunteers bei diesem Event dabei sind. Mehr als 500 Helfer sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Selbst an den abgelegensten Stellen stehen Helfer, die einem entweder an den steilen Passagen helfen oder einfach nur mit Getränken die Läufer unterstützen. Neben den offiziellen Verpflegungsstationen gibt es unzählige zusätzlich auf der Strecke.
Perfektes Rennwetter
Der Start ist morgens um 5:30Uhr für die lange Strecke. Schon seit dem Vorabend wird in Forno die Zoldo der Startbereich vorbereitet. Unser Hotel hat heute die ganze Nacht auf. In der Bar gibt es ab Mitternacht Frühstück. Je näher der Start rückt umso größer ist das Treiben rund um den Start. Kurz bevor es losgeht versammeln sich dann auch die Favoriten kurz hinter der Line.
Es geht los, anstatt eines Führungsfahrzeugs gibt es Guides, die den Läufern die ersten Kilometer der Strecke zeigen, ehe es durch den Wald hinauf geht. Die Wege sind schmal, aber sehr gut zu laufen. Der Regen des Vortages hat der Strecke nichts anhaben können. Es geht direkt hinauf auf über 2.200 Meter. Man merkt gar nicht wie anstrengend der Lauf bereits in der Anfangsphase ist, so abwechslungsreich ist die Strecke. Oben angekommen erwartet die Läufer Schnee. Jedoch sind die Schneeflächen eher klein und gut zu laufen. Die Trails werden noch enger, stellenweise nur Fussbreit. Der weg geht an tiefen Schluchten vorbei, über Getröpfelter und dann wieder durch Wald und Wiesen. Abwechslung ist garantiert auf der Strecke. Zudem sind ständig Volunteers zu sehen, die die Läufer unterstützen. Es ist vermutlich der einzige Lauf, wo mehr Volunteers als Läufer dabei sind.
If you want to cry, do it now
Die Strecke ist technisch, schwierig, teilweise ausgesetzt. Sieben Kilometer vor dem Ziel stehen die Läufer vor einer Wand. Gerade nach oben geht es hier. 200 Höhenmeter auf einem Kilometer. Stellenweise muss man sich mit Händen nach oben ziehen. Am Gipfel der Monte Punto erwartet einen dann ein gigantischer Ausblick. Alpen, Dolomiten und Adria. Zeit zum innehalten oder besser gesagt zum verschnaufen. Wieder stehen die Helfer da und reichen einen Getränke. Genau das Richtige vor dem finalen Downhill.
Der Abstieg ist fluffig, extrem geil zum laufen. Die Wege werden etwas breiter, steil bleibt es trotzdem und Asphalt ist noch immer ein Fremdwort auf dieser Strecke. Nach 6 Kilometern erreicht man wieder die Zivilisation. Der Wald spukt einen direkt im Dorf aus. Ein paar weite Stufen noch und schon ist man auf der Straße Richtung Ziel. In den Cafés sitzen die Zuschauer und grölen jedesmal, wenn ein Läufer vorbeikommt. Der letzte Anstieg hinauf zur Kirche. Zuschauer säumen seit dem Morgen die letzten Meter. Der Erste kam um 9Uhr an, die Letzten sollen gegen 22Uhr das Ziel erreichen und ständig stehen Zuschauer im Zielbereich.
Favoritensieg und zwei Überraschungen
Sieger des Dolomiti Extremetrails wird eine Frau. Federica Boifava überquert nach sechs Stunden und 50 Minuten die Ziellinie. Zweiter wird Peter Kienzl aus Bozen, der Federica bei Kilometer 30 ziehen lassen musste. Auf Platz zwei bei den Herren läuft ein Tail-Neuling.
Rick Floyd aus USA läuft eine starke Ultra-Premiere und sichert sich den zweiten Platz vor Alfred Psenner. Beim Interview erklärte er, dass er bislang dachte im Downhill ganz gut zu sein, bis er hierherkam und ihn die Italiener nahezu stehen ließen. Trails in Europa sind um einiges technischer als in den USA. Bei den Damen läuft die Deutsche Antje Benz auf einen starken dritten Platz hinter der Lokalmatadorin Annemarie Gross. Antje war von der Strecke begeistert.
Im kommenden Jahr wird eine dritte Strecke dazukommen. 103 Kilometer und die Veranstalter versprechen uns noch spektakulärere Trails.