Romagna Toskana – vom Meer in die Berge
Eine Reise zum neuen Dolce Vita
Da werden Erinnerungen wach. Als ich ein kleiner Junge war, ging es jeden Sommer an die Adria nach Cervia. Der Badeort zwischen Ravenna und Rimini war für Jahre unser Urlaubsdomizil. Hier lernte ich das italienische Essen lieben und saugte das Lebensgefühl der Italiener mit jeder Pore auf. Italien war für mich Pizza, Paste und Meer. Dass es ein Land dahinter gab, war mir nahezu unbekannt.
Da wird es Zeit, dass ich mich einmal in das „Hinterland“ aufmache, um diese zu erkunden. Denn es sind gerade mal 50 Kilometer von der Küste an den Fuß des Apennin. Noch vor 10 Jahren fand hier eine beängstigende Landflucht statt. Dörfer und kleine Städte waren kurz vor dem Aussterben. Stellenweise verfielen komplette Landstriche. Doch dann erkannten die Italiener ihren Schatz, den sie hier haben. Nach und nach wurde die Region regeneriert, wieder raufgebaut und belebt. Verfallene Landgüter wurden zu traumhaften Herbergen. Verfallene Bauernhöfe zu Oasen der Erholung umgebaut. Und doch ist alles noch recht Ursprünglich, genau so, wie man es von alten Postkarten aus der Toskana kennt.
Willkommen in der Romagna Toscana
Zwischen Castrocaro und Bagno di Romagna erschließt sich eine Region geprägt von sanften Hügeln, die seine Orte umschließt. Man ahnt gar nicht, dass die Badeorte mit dem Massentourismus lediglich 50 Kilometer entfernt sind. Die perfekte Region um die Seele baumeln zu lassen. Doch wie erschließt man eine solche Region für einen sanften Tourismus?
Mit europäischen Fördergeldern wird die Region Romagna Toscana nach vorne gebracht. Eines der Hauptargumente neben den kleinen, etwas verschlafenen Dörfern und Städten ist die Natur und die gibt es zu erkunden.
Mit dem E-Bike entlang des Apennin
Die Strecke von Ravenna über Cervia und dem Geburtsort von Marco Pantani, Cesenatico, gleitet flach bis Castrocaro dahin. In dem kleinen Ort beginnt die rund 140 Kilometer lange Strecke den Apennin entlang nach Bagno di Ronagna. Immer wieder wechseln sich kleine, wenig befahrene Straßen mit Forstwegen und Trails ab.
Hier beginnt die Schönheit der Emilia Romagna. Kleine Städte und Dörfer, die immer wieder zwischen den Bergen des Apennin auftauchen. Teilweise ist hier die Zeit stehengeblieben oder aber auch ein ganzes Stück voraus. So zum Beispiel die Fattoria dell’Autosuffcienza, die, wie der Name schon sagt, komplett autonom betrieben wird. Nicht nur die Nahrungsmittel werden hier direkt hergestellt, sowohl zum Eigengebrauch, als auch zum Verkauf, sondern alle Gebäude wurden klimaneutral mit Werkstoffen von Gelände wiederaufgebaut. So wurden die Häuser in klassischer Lehmbauweise wiederaufgebaut. Der Bauernhof versorgt sich selbst mit eigener Quelle. Auf den Feldern werden keine Maschinen oder Chemikalien verwendet und neben den vier Gästezimmern gibt es einen autarken Campingplatz inkl. einer Jurte.
Wo wir auch schon beim Essen sind. Das Essen in dieser Region ist herzhaft, sehr oft kommt Wild auf den Teller oder diverse Grillgerichte. Die Pasta wird oft mit regionalen Pilzen zubereitet. Es lohnt sich einen Abstecher in eine der kleinen Osterias zu machen, die oft Unscheinbar aussehen, aber von fantastischen Köchen bewirtschaftet werden. Immer mehr kommt aber auch der Trend nach nachhaltiger Küche. So steigt die Auswahl an vegetarischen Gerichten, die selbst einen Fleischliebenden Reisenden begeistert, stetig an.
Auf historischen Pfaden
Bis vor ein paar Jahren stand die Emilia Romagna noch für Strand und Badeurlaub. Das Hinterland war vergessen und verfiel langsam. Doch vor ein paar Jahren erlebten die Orte am Rande des Apennin eine Renaissance. Die Innenstädte wurde renoviert. Themenkomplexe an die aktuellen Anforderungen angepasst und neue Freizeitmöglichkeiten geschaffen, um den sanften Tourismus zu fördern. So wurden die Wanderwege erneuert und auch für Radfahrer fit gemacht. Im Zuge dieser Anstrengungen wurden nicht nur historische Wege neu ausgezeichnet, sondern auch neue Routen geschaffen.
Via Romea Germanica
Alte Pilgerwege, wie die Via Romeo Germanica, die im Norden Deutschlands, in Stade beginnt und über knapp 2.000 Kilometer bis in die ewige Stadt Rom reicht, hat einen seiner schönsten Abschnitte in der Romagna Toscana. So verlaufen 160 Kilometer durch die Region. Die Wege sind bestens präpariert und neben tollen Aussichten gibt es auch in wenigen Kilometern abstand tolle Einkehrmöglichkeiten – das ist dann zwar nicht Pilger-Like, eben mehr Genuß-Wandern. So kommt jeder auf seine Kosten und kann die schön renovierten Ortschaften genießen.
Bagno di Romagna – Thermenhochburg eingebettet im Apennin
Früher waren Thermen eher was für die „Alten“, die ihr Rheuma oder andere Zipperlein auskurieren wollten. Inzwischen ist es aber so, das auch viele fitte Menschen die Vorzüge eines Thermalbades zu genießen wissen. Denn das schwefelhaltige Wasser dient zur Regeneration und auch zur Erhaltung der Fitness. So sind die Thermen in Bagno di Romagna heute auch sehr sportlich ausgerichtet. Neben Fitnessräumen, werden auch andere sportliche Aktivitäten in der Region angeboten (Wandern, Rennrad, Mountainbike, Laufen und Trailrunning) oder die „Behandlungen“ speziell auf die Sportler ausgerichtet.
Gastfreundschaft ohne Massentourismus
Die Region zählt zu den schönsten in Italien und gerade das Hinterland der Emilia Romagna verspricht, mit dem die Toskana wirbt. Traumhafte Landschaften, leckeres Essen, guten Wein und eine große Gastfreundschaft. Durch den Zusammenschluss und der Verbindung mit dem Meer erhält die Region des südöstlichen Apennin eine neue Attraktivität fernab des Massentourismus. Hier ist noch viel zu erleben. Wir freuen uns schon auf unseren nächsten Besuch.