Schuhpflege – Wanderstiefel richtig reinigen

von 26. Juli 2018Tipps und Tricks

Wer kennt es nicht: Die Wanderung ist erfolgreich beendet, man sitzt müde und glücklich beisammen und die Bergstiefel stehen unbeachtet in der Ecke. Schuhpflege schießt einem jetzt nicht als gute Idee durchs Hirn. Dabei verdienen gerade sie etwas Zuwendung nach der Tour. Wenn Matsch und Staub ihren Weg in die kleinsten Falten des Schuhs gefunden haben, fallen schnell Sprüche wie „Alles halb so wild – das läuft sich wieder ab!“ oder „Abbürsten und einsprühen reicht, ist schließlich ein Gore-Tex-Schuh!“. Um die richtige und notwendige Schuhpflege eines Wanderschuhs ranken sich zahlreiche Mythen. Es gibt viele verschiedene Schuhe und jeder will entsprechend gepflegt werden. Dabei ist Schuhpflege gar nicht schwer. Was wirklich wichtig ist und was weit verbreitete Irrtümer sind, erklärt uns Arthur Kudelka, Leiter der Service-Abteilung beim Wanderschuh-Hersteller LOWA und absoluter Experte, wenn es um deren Pflege und Reparatur geht:

1. Gore-Tex-Schuhe müssen nicht gepflegt werden

Das wasserdichte und atmungsaktive Gore-Tex-Futter befindet sich im Inneren des Schuhs. Es hat mit der äußeren Schuhpflege des Leders oder der synthetischen Materialien direkt also nichts zu tun. Das bedeutet: Auch ein Gore-Tex-Schuh muss entsprechend seiner Obermaterialien regelmäßig gereinigt, gepflegt und imprägniert werden.

2. Lederschuhe muss man regelmäßig fetten

Lederfette und Öle sind eindeutig nicht die optimale Wahl zur Pflege eines Lederschuhs. Es ist wichtig, dass Schuhe aus Leder generell regelmäßig gepflegt werden, um sie lange geschmeidig und einsatzbereit zu halten. Bei der Wahl der Pflegemittel gibt es aber durchaus Unterschiede. Die oftmals verwendeten Lederfette und Öle sind in der Regel für die Schuhpflege ungeeignet, da sie das Leder mit der Zeit aufweichen und dieses unter Umständen auch komplett abdichten, sodass der Schuh nicht mehr atmen kann. Auch eine Ablösung der Verklebungen am Schuh ist möglich. Besser verwendet man hier spezielles Lederwachs und Imprägnierspray. Spezielle Lederpflegeprodukte für Outdoor-Schuhe gibts im Fachhandel.

3. Ein Schuh hält bei der richtigen Schuhpflege ewig

LOWA-Schuhe sind auf Langlebigkeit ausgelegt und es lässt sich vieles reparieren und austauschen. Dennoch haben einige Materialien eine beschränkte Haltbarkeitsdauer, wie z.B. der Dämpfungskeil der Sohle. Dieses Kunststoff-Material altert mit der Zeit und wird irgendwann porös. Es handelt sich hierbei um einen natürlichen Verschleißprozess. Daher bietet LOWA für seine Schuhe der Kategorien Trekking, Backpacking und Alpine eine komplette Neubesohlung an, bei der sowohl der Dämpfungskeil als auch die dem Verschleiß ausgesetzte Laufsohle komplett ersetzt werden. Doch selbst diese Rundum-Erneuerung setzt eine Erkenntnis nicht außer Kraft: Nichts ist für die Ewigkeit.

4. Wanderschuhe sind immer wasserdicht

Der Irrglaube, dass jeder Outdoor-Schuh automatisch wasserdicht sei, ist leider weit verbreitet. Doch die verschiedenen Modelle sind von ihren Bauweisen und Materialien höchst unterschiedlich. Ein Schuh mit Lederfutter spielt z.B. seine Stärken bei warmen und trockenen Bedingungen voll aus. Das Lederfutter kann viel Feuchtigkeit (Schweiß) aufnehmen, kühlt leicht und passt sich perfekt dem Fuß an. Diese Schuhe trotzen eine gewisse Zeit feuchten Bedingungen. Allerdings ist dieses Futter nicht wasserdicht und benötigt auch eine bestimmte Zeit zum Trocknen. Schuhe mit einem Gore-Tex-Futter sind hingegen wasserdicht und somit auch für den Einsatz bei nassen Verhältnissen – insbesondere auch über einen längeren Zeitraum – bestens geeignet. Welcher Schuh für wen der richtige ist, hängt vom Einsatzbereich und den persönlichen Vorlieben ab.

5. Mit einem guten Bergschuh kann man fast alles machen

Egal ob Wanderung oder Stadtspaziergang: Ein guter und stabiler Outdoor-Schuh kann viele Einsatzbereiche abdecken. Dennoch hat jede Schuhkategorie eine gewisse Grenze und die zugehörigen Modelle sind nicht für jedes Abenteuer ausgelegt. Sicherheit geht hier vor. So sind zum Beispiel Multifunktionsschuhe der Kategorien All Terrain Classic oder All Terrain Sport zwar sehr leicht, für den Einsatz im Geröll oder für Wandertouren in unwegsamem Gelände eignen sie sich allerdings nicht. Für den optimalen Schutz und eine ausreichende Stabilität sollte man hier zu einem Trekking- oder Backpackingschuh greifen. Jeder Einsatzbereich hat somit einen entsprechenden Schuh, der zu ihm passt. Kompetente Hilfe für den Kauf gibt’s im Schuh- und Sportfachhandel.

6. Alle Berg- und Wanderschuhe lassen sich neu besohlen

Alle klebegezwickten Schuhe der Kategorien Trekking, Backpacking und Alpine sind bei LOWA neu besohlbar. Ob dies Sinn macht, hängt dabei vom Zustand der Schuhe ab. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Auch sehr alte Schuhe können mit einer neuen Sohle und einem frischen Geröllschutzrand versehen werden. Allerdings sind die Freizeit- und Leichtwanderschuhe der Kategorien All Terrain Classic und All Terrain Sport aufgrund ihrer Machart nicht komplett neu besohlbar. Bei diesen Modellen wird die Sohle in einem besonderen Verfahren angespritzt und kann nicht ausgetauscht werden. Allerdings ist eine Absatzerneuerung möglich. Im Falle eines Falles berät das LOWA-Service-Team gerne.

7. Die Schuhgröße ist immer gleich bei einem Hersteller

Auch wenn die Länge der Schuhe einer Größe bei LOWA annähernd gleichbleibt, sind die Größen im Schuhbereich nicht genormt. Somit kann es bei den unterschiedlichen Kategorien und Schuhherstellern immer zu kleinen Unterschieden in der Größe kommen. Darüber hinaus spielt die Form des Schuhs eine wichtige Rolle bei der Größenwahrnehmung. Eine eher schmale Form lässt einen Schuh kleiner ausfallen, eine weite Form eher größer. Zusätzlich verändert sich im Laufe des Lebens natürlich auch der Fuß. Er wird mit zunehmendem Alter breiter und länger. Daher empfiehlt LOWA, Schuhe vor dem Kauf immer entsprechend im Handel anzuprobieren und die gewählte Größe zu überprüfen. Bei der Anprobe der Schuhe im Fachhandel am besten auch einmal die Innensohle herausnehmen und sich daraufstellen. So sieht man sehr schnell, ob der Fuß ausreichend Platz hat. Noch ein Tipp: Am besten die Schuhe im Geschäft am Nachmittag anprobieren, da die Füße im Laufe des Tages ein wenig anschwellen.

Schuhpflege kann eben viel retten aber auch nicht alles wieder gut machen!

Photocredit: (c) Franz Walter

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