Ultratrail ist Ultra-Trail oder auch nicht
…warum nicht jede Trail länger als 42 Kilometer auch ein Ultra-Trail ist
Es ist ja nicht so, dass uns die Themen ausgehen. Gerade im Juli und August gibt es ja jedes Wochenende mindestens einen Trail-Event irgendwo in den Alpen. Nicht nur für die Sportler ist das eine Herausforderungen, den passenden Event zu finden, auch die Veranstalter müssen inzwischen um die Läufer kämpfen.
Wir machen einen kleinen Ausflug zum Triathlon. 1978 fand der erste Ironman auf Hawaii statt. Ein Triathlon, der die Sportler an ihre Leistungsgrenze bringen sollte. 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und zum Schluss noch ein Marathon. Bereits drei Jahre später wurde der Name Ironman geschützt und viele Läufe unter diesem Namen organisiert. Nebenbei lief auch das Merchandising an. Das M mit dem Punkt wurde zum Markenzeichen für die Langdistanz im Triathlon. Später konnten auch andere Veranstalter ihre Rennen lizenzieren, um den berühmten Namen zu nutzen. Nachdem aber die Forderungen immer höher wurden, entschlossen sich die Veranstalter des Ironman in Roth eine eigene Gesellschaft zu gründen und veranstalten nun eine eigene Serie unter dem Namen Challenge. Ironman als auch Challenge veranstalten nun die relevantesten Langdistanz-Triathlons, wo jeweils Punkte für die „Weltmeisterschaft“ auf Hawaii vergeben werden. Die Qualifikation wird über die WTA abgewickelt. Die Langdistanzen im Triathlon werden oft als Ironman bezeichnet. Die Marke hat es zur Typenbezeichnung gebracht.
ITRA- und UTMB-Punkte
Doch zurück zum Trailrunning. Lars Schweizer vom Trailfieber bringt ein Thema zu uns, das die extreme Vermarktung des Sports in eine neue Dimension hebt. Für viele Läufer gilt es als Qualitätsmerkmal, wenn bei einem Lauf die begehrten Punkte der ITRA vergeben werden, die auch in der Regel als Qualifikation für den UTMB gelten. Der Ultra-Trail du Mont Blanc (UTMB) ist die inoffizielle Weltmeisterschaft und ein Highlight für viele Trailrunner. Darum sind die Läufer auch so verpicht darauf, Läufe zu finden, die die begehrten Punkte vergeben. Zwischen einem und fünf Punkten gibt es je Lauf. Je länger und schwerer der Lauf ist, umso mehr Punkte können gesammelt werden. Wenn man dann innerhalb von zwei Jahren die geforderten Punkte gesammelt hat, kann man sich um einen der begehrten Startplätze im französischen Chamonix bewerben. Ob man dann ausgelost wird, ist für viele ein Glücksspiel.
Ultra als Königsdisziplin
Ich hatte ja bereits in meinem Artikel zum Thema DNF auf die unendliche Steigerung der Läufe hingewiesen. Natürlich ist das Thema UTMB auch hier nicht zu vernachlässigen, denn man muss innerhalb von zwei Jahren schon mehr als 15 Punkte innerhalb von drei Rennen erwerben. Das bedeutet, dass das alles Rennen mit mindestens 100 Kilometer Länge sind. Der Veranstalter möchte so das Risiko minimieren, dass ungeübte Läufer auf die Strecke gehen und sich bereits im Vorfeld überschätzen.
Ultra-Trail ist eine eingetragen Marke
Was vor über zehn Jahren noch eine Randerscheinung im Sportkalender war ist heute ein Massen-Event. Mehrere tausend Starter gehen bei den Laufveranstaltungen die rund um den UTMB stattfinden an den Start. Eine Woche ist das Bergdorf Chamonix der Nabel der Trailrunner-Welt. Bereits 2003 gab es die erste Ausgabe des Laufs. Heute gibt es mit dem CCC, dem OCC, dem PTL und dem TDS noch weitere Läufe in der UTMB-Woche. 2008 erkannte man das Potential und so sicherte man sich den Namen Ultra-Trail als Marke. In der Klasse 41 wird demnach ausdrücklich die Ausrichtung von Sportveranstaltungen unter diesem Namen geregelt. Clever würde man heute sagen, denn umgangssprachlich ist jeder Trail über 42 Kilometer ein Ultratrail.
Namensgleichheit führt zu Problemen
Inzwischen gibt es mehrere Läufe, die die Bezeichnung „Ultratrail“ im Namen tragen, beispielsweise der Lavaredo Ultratrail, der Eiger Ultra Trail oder der Zugspitz Ultratrail. Das ist alles soweit ok, wenn da nicht die Bezeichnung Ultra-Trail im jeweiligen Namen wäre. Denn, was der UTMB früher geduldet hatte ist inzwischen so, dass die Veranstalter für die Namensrechte Lizenzgebühren zahlen müssen. Um jetzt mal mit Markenrecht zu kommen, Zewa darf seine Taschentücher auch nicht Tempo nennen, nur weil alle Welt zu den Papiertaschentüchern Tempo sagt. Klar, jetzt könnte man kommen, dass ein „Ultratrail“ eben ein Trail über mehr als die Marathondistanz geht, als die Marke seinerzeit eingetragen wurde, hatte wohl keiner außer den Markenrechtsinhabern daran gedacht, dass diese Bezeichnung einmal Einzug in die Sprache hat und jeder längere Traillauf so bezeichnet wird.
Ungerecht?!
Aktuell gibt es eine Auseinandersetzung mit dem Zugspitz Ultratrail. In seiner Ausschreibung wirbt der Lauf als Qualifikationslauf für den UTMB. Im Moment gibt es aber nur ITRA-Punkte, die für sich alleine keine Qualifikation für den UTMB zulassen. Auf der Seite des UTMB findet man unter Qualifikationsläufen eben diesen Zugspitz Ultratrail mit dem Zusatz „in Prüfung“. Geht es hier um die Namensrechte oder eher darum, ob der Lauf auch tatsächlich die Norm einhält, da die Strecke ja 2015 aufgrund des Wetters verkürzt wurde. Zum Thema Markenrecht wird es spannend, denn Plan B hat 2010 den Begriff Zugspitz Ultratrail beim Deutschen Markenamt eintragen lassen. Es stellt sich die Frage, wie überhaubt die Marke Zugpitz Ultratrail eingetragen werden konnte, wo doch bereits seit 2008 die Bezeichnung Ultra-Trail europaweit für genau die beantragten Klassen geschützt ist. Wir haben hier kurz bei Plan B nachgefragt. Heini Albrecht, Geschäftsführer von Plan B erklärt dazu folgendes:
Es lässt sich darüber streiten, ob das gut ist, was der UTMB hier veranstaltet, es ist aber sein gutes Recht. Auf der anderen Seite sehen wir, wieviel Geld inzwischen in unserem geliebten Sport steckt. Viele berichten mir inzwischen, dass sie keine Lust mehr verspüren sich eine Startnummer umzubinden. Selber rausgehen und laufen ist vielen inzwischen wichtiger als irgendwelchen Zeiten hinterher zu jagen.
Welche Auswirkungen das auf Sport und Industrie haben wird ist derzeit noch nicht abzusehen. Eines ist aber sicher. Alleine auf Trails laufen zu gehen ist immer möglich im Gegensatz mal schnell einen Triathlon zu laufen. Übrigens, Skyrace oder Skyrunning sind keine eingetragene Marken.